DER VORSITZENDE (zu sich, etwas notierend): Literaturnobelpreis Robert Menasse... Einstimmig... Das wäre das... (Zu allen:) Fehlt noch Frieden... Ich bitte um Vorschläge.

DIE KOMITEEMITGLIEDER (durcheinander): Barack Obama!

- Obama, ja!

- Obama hat ihn schon.

- Dann Merkel!

- Hat ihn auch schon.

- Merkel?

- Naja, die EU. Also Merkel.

- (giftig): Jawohl! Und genau diese Vergaben haben uns auf einen völlig falschen Weg gebracht! Das ist ja kein Frieden, was die EU stiftet, es sei denn, man ist eine Bank! Sport gehört ausgezeichnet! Sport stiftet Frieden! Fußball! Real Madrid, FC Barcelona! Wenn die spielen, ist Ruh'! Deswegen schlage ich vor, wir zeichnen die UEFA aus. Oder besser die FIFA, sonst regen sich die Afrikaner auf.

- Einspruch! In den Stadien gibt es dauernd Ausschreitungen.

- Ach was, Stadien! Wer kann sich denn noch den Eintritt leisten? Die meisten sehen das im Fernsehen. Die sitzen im Wirtshaus und geben einen Frieden.

- Die Frauen nicht. Die sitzen daheim und schauen Charlie Sheen.

- Und geben auch einen Frieden. (Gelächter.)

- Genau! Weil nämlich das Fernsehen der größte Friedensbringer überhaupt ist! Das Fernsehen muss den Nobelpreis kriegen!

- (höhnisch): Ja, für die Kriegsberichterstattung wahrscheinlich!

- Ganz meine Meinung! Fernsehen ist Scheiße! Ich stimme für die Pharmaindustrie! Die weiß als einzige wirklich, wie man Menschen ruhigstellt.

- Medizinnobelpreis meinetwegen. Aber nicht Frieden. Weil - fragen wir uns einmal ganz unvoreingenommen - worum geht es denn eigentlich beim Friedensnobelpreis? Um den Weltfrieden geht es, nicht mehr und nicht weniger! Und was wäre ein Weltfrieden ohne Welt? Deswegen muss der Welt der Friedensnobelpreis verliehen werden, sonst niemandem!

- Jawohl! Welt! Bravo!

- Hoch Welt!

- Einstimmig?

- Einstimmig!

(Vorhang)

Aus dem Schwedischen von Antonio Fian

(DER STANDARD, 20./21.10.2012)