Wien - Die ÖBB kämpft massiv mit der schlechten Konjunkturlage, wie Konzernchef Christian Kern am Freitag einräumte. Das vierte Quartal werde "brutal". Kern hofft aber, dass unterm Strich trotzdem ein Vorsteuergewinn von rund 60 Millionen Euro bleibt, womit man noch immer über dem gesetzten Ziel liege. Möglich werde das durch das starke erste Halbjahr, das der Konzern mit plus 79 Millionen abschloss, wobei allerdings 17 Millionen Euro ein einmaliger Währungseffekt waren. 2011 gab es einen Verlust von 28 Millionen.

Wie berichtet, gibt es Umstrukturierungspläne für die Gütersparte Rail Cargo Austria (RCA). Bis zu 140 Abfertigungsstellen stehen zur Disposition, 100 weitere Mitarbeiter könnten abgebaut werden. Zu den Details wollte sich Kern nicht äußern. Nur so viel: Ein "guter Teil" der 500 Verladestellen mache nur "begrenzt Sinn", zum Teil würden diese nur einmal pro Woche genutzt. Schneide man die alten "Zöpfe" nicht ab, brauche man noch mehr Steuergeld, was weder realistisch noch sinnvoll sei.

3000 Mitarbeiter weniger

Der Personalabbau sei "schmerzhaft, aber notwendig". Man könne keinem Kunden erklären, dass man die Zahl der Umschlagplätze reduziere, aber im eigenen Bereich nichts mache, so Kern. Seit 2010 habe man im Konzern rund 3000 Mitarbeiter abgebaut, heuer waren es bisher 600 - zum Teil einvernehmlich, zum Teil auch durch Kündigungen.

Auch 100 pragmatisierte Mitarbeiter, die de facto unkündbar sind, hätten im Zuge eines Sozialplans einem Abgang zugestimmt. Im Schnitt gibt es dafür 50.000 Euro, also ein Jahresgehalt. Eine "erstaunlich niedrige Zahl", wie Kern meinte. Im Gegenzug fällt nämlich das Recht auf eine Beamtenpension weg. Die Zahl der Pensionierungen - die wegen des niedrigen Antrittsalters immer wieder für Aufregung sorgen -, wird heuer erstmals unter 1000 liegen.

Mittelfristig, also bis 2015, strebt Kern einen Konzerngewinn von rund 200 Millionen Euro pro Jahr an, wobei mehr als die Hälfte vom jetzt schwächelnden Güterverkehr kommen soll. (go, DER STANDARD, 20./21.10.2012)