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Die neue Rektorin der PH Wien, Ruth Petz.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Seit 1. Oktober ist Ruth Petz Rektorin der Pädagogischen Hochschule (PH) Wien und steht damit an der Spitze einer Institution mit ungewisser Zukunft. Derzeit werden Lehrer in Wien an drei PH und sechs Unis ausgebildet, mit der Reform der Pädagogenausbildung sollen auch die Ausbildungsstätten weniger werden. "Die Pädagogische Hochschule Wien sollte eine eigenständige Institution sein, die zukunftsfähig ist und erste Adresse beim Thema Pädagogenbildung im Bereich der Lehre, Entwicklung und Forschung", schildert Petz ihre Vision für ihr Haus.

Dabei zeigt sich die frühere Vizerektorin der PH Wien durchaus selbstkritisch, in der Forschung etwa gebe es noch Verbesserungspotenzial: "Wir müssen Forschungsschwerpunkte festsetzen und die Projekte, die wir schon haben, besser vor den Vorhang bringen. Es ist natürlich auch wichtig, dass wir den Qualitätskriterien der Scientific Community gerecht werden, dass Veröffentlichungen reviewed sind und so weiter. Da gibt es noch ein Stück aufzuholen."

Dementsprechend soll die Forschung auch ein Schwerpunkt in ihrer fünfjährigen Amtszeit sein: Mit einem neu geschaffenen Vizerektorat für Forschung werde das Thema prominent verortet, Lehrende nehmen die vom Unterrichtsministerium ausgeschriebenen Habilitations- und Doktoratsstipendien in Anspruch.

Petz hofft auf Veränderung durch Dienstrecht

Damit die PH sich tatsächlich weiterentwickeln kann, brauche es auch die endgültige Ablösung von den stark verschulten Vorgängerinstitutionen der PH, den Pädagogischen Akademien und Instituten:"Es wird sicher ein notwendiger Schritt sein, zu einem neuen Bild als PH zu kommen. Das ist eine Frage von Kulturentwicklung, wie wir mit unseren Kunden und Mitarbeitern im Haus umgehen. Denn das, was wir in der Aus-, Fort- und Weiterbildung vorleben, wird dann auch Einzug an den Schulen halten." Dabei werde das neue Dienstrecht, durch das Mitarbeiter ab Herbst 2013 in Lehre und Entwicklung und Forschung tätig sein müssen, automatisch zu einer großen Veränderung der Organisation führen, glaubt Petz.

Ein wichtiges inhaltliches Projekt wird die Ausbildung der Lehrer für die Neue Mittelschule (NMS), die bis 2018 die Hauptschulen ablösen soll. Bei den Studienplänen soll die Vorbereitung der Studenten auf die Arbeit mit Schülern nicht-deutscher Muttersprache "ein zentraler Schwerpunkt" sein. Unter dem Stichwort "Diversität" soll etwa auch der Umgang mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen gelehrt werden. "Es geht darum, den Studierenden zu zeigen, was für ein Potenzial in den Klassen ist und vor allem wie sie es nutzen können."

Uni oder PH?

Derzeit sind die PH nur für die Ausbildung der Lehrer für die Pflichtschulen (Volks-, Haupt-, Sonder-, Berufs- und Polytechnische Schulen, NMS) zuständig, für Lehrer für AHS und berufsbildende mittlere und höhere Schulen (BMHS) hingegen die Unis. Mit der geplanten Reform der Lehrerausbildung sollen PH und Unis stärker kooperieren, wobei eine der Einrichtungen die Federführung übernehmen soll. Auch die Möglichkeit einer Aufwertung von PH zu Pädagogischen Unis soll es geben.

Im Gegensatz zur Uni Wien, die zuletzt Anspruch auf die gesamte Ausbildung der Lehrer für die Sekundarstufe (neben AHS und BMHS auch NMS) erhoben hat, will Petz vorerst keine Forderungen an ihre Mitbewerber stellen: "Man sollte da überhaupt keine Türe zumachen, sondern schauen, dass man mit allen gut ins Gespräch kommt. Vielleicht gibt es ja auch eine ganz neue Organisation, die wir noch gar nicht kennen."

Gleichzeitig macht sie aber Werbung für die PH. "Ich glaube, der Vorteil der PH ist, dass unser Spektrum viel breiter ist als das der Universitäten: Wir haben auch die Fort- und Weiterbildung, wir haben die schulpraktischen Studien, wir haben mit der Ausbildung der Freizeitpädagogen bereits ein weiteres pädagogisches Berufsfeld erschlossen. Ich glaube, wir sind hier auf einem guten Weg."(APA, 19.10.2012)