Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Nordkoreaner fotografiert, ein Südkoreaner schaut ihm dabei zu: An der Waffenstillstandslinie in Korea nahmen die Spannungen zuletzt wieder deutlich zu.

Foto: REUTERS/Lee Jae-Won

Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Archivbild eines Anti-Nordkorea-Flugblattes.

Foto: REUTERS/Lee Jae-Won/Files

Pjöngjang/Seoul/Peking/Wien - An den Außengrenzen der Volksrepublik China glosten am Freitag gleich drei potenzielle Brandherde auf. Die größte Gefahr ging von Nordkorea aus. Nach Monaten relativer Ruhe drohte Pjöngjang Südkorea "einen erbarmungslosen Schlag an der Westfront ohne Vorwarnung" an, sollten Flugblätter mit Anti-Regime-Parolen über Nordkorea abgeworfen werden. Südkoreanische NGOs hatten zuvor angekündigt, am Montag Ballone starten zu lassen und Zettel sowie Ein-Dollar-Noten über den 38. Breitengrad zu schicken.

Dass Pjöngjang üblicherweise keine leeren Drohungen ausstößt, lässt sich aus der Vergangenheit ersehen: 2010 beschoss die nordkoreanische Artillerie eine Insel im Süden, es gab Tote. Zuvor wurde auch ein südkoreanisches Kriegsschiff versenkt. Selbst Peking, der engste Verbündete Pjöngjangs, kann die Nordkoreaner in solchen Fällen kaum beeinflussen. Seoul kündigte seinerseits an, diesmal sofort zurückzuschlagen.

Chinesische Manöver

Im Ostchinesischen Meer fuhr indes die chinesische Kriegsmarine ein großangelegtes Seemanöver. Elf Kriegsschiffe und acht Flugzeuge waren am Freitag in der Region vor der Ostküste Chinas im Einsatz. Der genaue Ort des eintägigen Manövers blieb unbekannt. Geübt wurde die Abwehr eines "illegalen Eintritts" fremder Kräfte in chinesische Hoheitsgewässer. Hintergrund ist der Konflikt um die Diaoyu- (japanisch Senkaku-)Inseln, um die Japan und China seit Monaten offen streiten.

In den vergangenen Tagen hatten bereits sieben chinesische Kriegsschiffe nach japanischen Angaben eine andere Inselgruppe vor Japan passiert, allerdings in internationalem Gewässer. Die Nachrichtenagenturen Kyodo und Jiji Press berichteten in dieser Woche zudem, Japan und die USA wollten im Rahmen eines Manövers im November die Rückeroberung einer besetzten Insel simulieren. Am Sonntag hatte Japans Marine mit einer großen Seeübung südlich von Tokio, an der rund 40 Schiffe beteiligt waren, ihren 60. Geburtstag gefeiert.

Der zwischen Tokio und Peking umstrittene kleine Archipel liegt etwa 200 Kilometer vor der Küste Taiwans und rund 400 Kilometer von der japanischen Insel Okinawa entfernt. Der Archipel liegt strategisch günstig in fischreichen Gewässern, zudem werden in der Umgebung größere Erdöl- und Erdgasvorkommen auf dem Meeresgrund vermutet.

Am Golf von Bengalen boten die USA unterdessen Burma an, bei einer der größten multinationalen Militärübungen der Welt mitzumachen. Burma solle als Beobachter am "Cobra Gold"-Manöver teilnehmen, bei dem unter anderem tausende amerikanische und thailändische Soldaten in der Provinz Chon Buri östlich von Bangkok gemeinsam trainieren, hieß es. Die Einladung gilt als weiterer Schritt, um das Land weiter an den Westen heranzuführen.

Vor rund einem Jahr entschied sich die burmesische Militärjunta dafür, das Land zu öffnen. Auch deswegen, weil den Generälen in Naypyitaw der Einfluss Pekings in ihrem Land zu groß wurde. Analysten interpretieren die beginnende Kooperation mit den USA in diesem Feld auch als Schwinden chinesischer Militärmacht in der Region. Anknüpfen können die Amerikaner ihre Bemühungen an alte Beziehungen in der Offiziersausbildung. In den 1980er-Jahren graduierten hunderte burmesische Offiziere in den USA.

China wiederum fürchtet eine strategische Einkreisung durch den Westen. Peking forcierte deswegen seine Beziehungen zu Burma, weil es einen alternativen Zugang zum Golf von Bengalen neben der Straße von Malakka haben will. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 20.10.2012)