Lichtjahre voneinander entfernt: Daniel Buetti, Björn Dahlem und Hanspeter Hofmann.

Foto: Karl Kühn

Wien - Bislang war hauptsächlich im Zusammenhang mit der Krise vom "Gesundschrumpfen" die Rede. Im Rahmen von curated by taucht es als Stichwort nun ebenfalls auf: Cosmology, Aesthetics, and Atrophy - Einige Stichworte zur komplexen Beziehung von Kunst und Leben titelt die von Christoph Doswald kuratierte Ausstellung, in der er die Distanz zwischen medial vermittelten Bildern und der Wirklichkeit zu reduzieren versucht.

Dass es in der Ausstellung trotzdem wie im Hochglanzmagazin glitzert und funkelt, verantwortet der Schweizer Künstler Daniele Buetti, der schon in den 1990er-Jahren die Ästhetik der Werbewelt bearbeitete.

Seine jüngste Werkserie Oh boy oh boy ist insofern verschärft, als dass ihm nun Bilder von Terror und Kriegen als Vorlagen dienen. Buetti seziert die Bilder einerseits digital; zum anderen besetzt er sie mit bunten Mosaiksteinen, um den aufgeladenen Inhalt mit einer glatten Oberfläche zu konterkarieren. Während Buetti den ursprünglichen Gehalt der Fotografien so einfach verwischt, baut Tanja Roscic mit durchaus ähnlichen Strategien (u. a. Zersetzung, Aneignung und Wiederverwertung) um einiges spannendere Bildwelten auf. Ausgangspunkt ihrer Collagen sind hauptsächlich mediale Repräsentationen von Frauen, die sie collagiert, übermalt und in Silikon gießt.

In der Ausstellung, die künstlerische "Gegenwirklichkeiten" verspricht, gewinnt man von ihrem Kosmos ein sehr schönes Bild. Die Arbeit der französischen Künstlerin Tatiana Trouvé scheint dagegen mehr dem Konzept der Schrumpfung anheimgefallen zu sein. Präsentiert wird nur eine ihrer fragilen Skulpturen, die sich nicht zuletzt neben den wuchtigen Steinen von Hanspeter Hofmann leider verliert.

Bei seinen auf dem Boden platzierten Objekten handelt es sich um Felsbrocken aus dem Kanton Glarus, mit denen der Künstler zum einen auf seine Herkunft, zum anderen auf sein naturwissenschaftliches Interesse verweist. Im Zusammenhang mit dem Wort "schrumpfen" wirken sie wie ein Mahnmal der Nachhaltigkeit, während der deutsche Künstler Björn Dahlem seit langem auf elektrische Energie setzt.

Am Sichtbarmachen von Modellen der Astronomie interessiert, sind Neonröhren fixer Bestandteil seiner "Kosmologie", in der er sich zwar der Milchstraße widmet - das Verhältnis von Kunst und Leben auf Erden aber leider nicht wirklich erhellt.  (Christa Benzer, DER STANDARD, 18.10.2012)