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Cover-Songs, Remakes, Sequels, die in der Popkultur seit langem allgegenwärtig sind, aber auch Reenactment-Performances im postdramatischen Theater, all diese Formen der Wiederholung des bereits Existierenden sind zunächst einmal eines: die Anerkenntnis der Tatsache, dass es verdammt viel Gutes schon gab. Aber auch Umsetzung der Einsicht, dass die Avantgardeidee, man müsse (oder könne) noch einmal beim Anfang anfangen, alles umstürzen, originalgenial Neues hervorbringen, schon lange nicht mehr so recht überzeugt.

Popkulturell praktisch ist das Covern und Remaken sowieso. Weil so viele das Gute, das es schon gab, kennen und mögen, ist es kommerziell sinnvoll, daran anzuschließen, es zu wiederholen, wenn auch, das ist in der Regel dann doch der Punkt: in Variationen. Man tut es anders nochmal oder man erzählt die existierende Geschichte weiter, in Fortsetzung, Rückblick, Spin-Off und so fort. In der Regel wird der Zitat- und Metacharakter der Wiederholung in der Mainstreampraxis von Remake und Cover aus guten Gründen allerdings eher unterbetont.

Nun kann man, gegenstrategisch, diesen Sachverhalt aber auch überbetonen. Indem man zum Beispiel gerade darauf verzichtet, sich eigenständig zu verhalten, Unterschiede zu machen, indem man nämlich stattdessen das Original so gut es geht mit den Mitteln, die man besitzt. In der Kunst macht Elaine Sturtevant dergleichen schon seit Jahrzehnten. Es gibt hübsche Absurditäten wie die komplette Wiedereinspielung des eher unbedeutenden Fleetwood-Mac-Albums "Tusk" durch die Indieband Camper van Beethoven (hier ein Höreindruck). Und im Film war alle Welt sehr irritiert, als der ohnehin seltsam zwischen Kunst und Kommerz irrlichternde Gus van Sant ein Remake drehte, das Einstellung für Einstellung Hitchcocks Klassiker "Psycho" kopierte. (Dass das so gar nicht stimmt, dass es da beträchtliche Differenzen gibt, steht auf jenem anderen Blatt, auf dem man auch lesen kann, dass es identische Wiederholung – siehe Kierkegaard – niemals gibt.) Hier ein interessanter Zusammenschnitt von Original und Kopie:

Die Kopie ohne (ausgestellt) eigenständige Zutat, die Kopie, die die Variation unterbetont (oder das Kopieren überbetont), macht, wie manche nicht auf Anhieb erklärliche und dem Normalbetrieb zuwiderlaufende Praxis, gerne auch einen komische Effekt. Als Parodie ist sie natürlich seit Jahrtausenden bekannt, als eine Praxis also, die Originalkopien auch darin ähnelt, dass zwischen Hommage und Spott ein sehr weites Feld liegt, in dem sich der Spott- und der Hommagecharakter manchmal sogar aufs Merkwürdigste mischen.

Dies alles als langer Vorspann zu fast nichts. Dieses Nichts ist freilich ziemlich komisch, lief auf dem kleinen Kabelkanal Adult Swim und nennt sich sehr großtönend "The Greatest Event in Television History". Erzählt wird von der Produktion – bzw. Superproduktion – eines Shot-for-Shot-Remakes eines nicht in jeder Hinsicht weltbewegenden popkulturellen Artefakts der achtziger Jahre: der US-Detektivserie "Simon & Simon", die auch im deutschen Sprachraum manchen Vorabend füllte. Um genau zu sein: das Shot-for-Shot-Remake gilt nicht einer der 157 Folgen der Serie, sondern einzig dem Vorspann.

Und es wird nicht nur die Praxis des Remakes – bzw. Reenactments – parodiert, sondern auch und sehr viel ausführlicher noch die des Making-of. Sehr schön etwa, dass auch Gus van Sant als "Psycho"-notorischer Originalkopierer einen Expertenauftritt hat. Und alles wäre wohl immer noch nichts, übernähmen nicht zwei Prominente die Rollen von Gerald McRaney und Jameson Parker (der übrigens nach der Serie kaum mehr in Erscheinung trat, bzw. vor allem als Herausgeber eines Buches mit dem Titel "To Absent Friends: A Collection of Stories of the Dogs We Miss"): nämlich Jon Hamm (alias Don Draper) und Adam Scott (zur Zeit etwa in der Serie "Parks and Recreation" zu sehen). Auch dabei, als Regisseur, ist Paul Rudd.

Hier also die Episode, gleich darunter zum Vergleich das Original:

Sehr schön übrigens, dass sich auf der Youtube-Seite des Originalvorspanns die jüngsten Kommentare alle auf das Remake beziehen ("Jon Hamm? could play Rick in a Simon and Simon remake. It's just too bad he's dead.")