Nach vier Jahren als Nachwuchstrainer des KAC folgte Mario Kogler im Sommer 2012 dem Ruf des Mora IK, wo er das U18-Team in Schwedens höchster Spielklasse übernahm.

Foto: Kenny Åström

In der für ihre traditionell geschnitzten Holzpferde ("Dalahäst") bekannten Region Dalarna hat sich der gebürtige Klagenfurter gut eingelebt.

Foto: Kenny Åström

Eishockey-Trainer, das werden in Österreich in erster Linie altgediente Spieler, die den Kontakt zu ihrer Sportart nicht verlieren wollen. In der Arbeit mit dem Nachwuchs reproduzieren sie vornehmlich während ihrer aktiven Karriere gesammelte und damit veraltete Erkenntnisse. Abgerundet wird das katastrophale Bild, das die rot-weiß-rote Trainerlandschaft abgesehen von wenigen Ausnahmen abgibt, durch eine vom Verband organisierte Trainerausbildung von unzureichender Qualität.

Wenig verwunderlich daher, dass der neue Sportdirektor des ÖEHV, Alpo Suhonen, schon bei seiner Antrittsrede dringenden Handlungsbedarf im Bereich der Ausbildung von Übungsleitern attestierte. Bis die Früchte dieses nun initiierten Reformprozesses geerntet werden können, werden die Klubs weiterhin auf importierte Expertise setzen, seit knapp 1.700 Spielen stand in der Erste Bank Eishockey Liga kein in Österreich geborener Trainer mehr an der Bande.

Aus dem kleinen Kreis aufstrebender einheimischer Coaches ist in diesem Sommer der erst 25-jährige Mario Kogler hervorgetreten, als ihn der schwedische Traditionsklub Mora verpflichtete. Der gebürtige Klagenfurter, der sich seine Ausbildung im Ausland geholt und selbst finanziert hat, arbeitet am Ufer des Siljan-Sees sowohl mit Junioren als auch Senioren. Im Interview mit Hannes Biedermann spricht er über seinen Werdegang, professionelle Strukturen und befruchtende Feedbackschleifen.

derStandard.at: Sie feierten heuer ihren 25. Geburtstag, ein Alter, in dem man in Österreich als Spieler bisweilen noch der Kategorie Talent zugeordnet wird. Sie arbeiten aber bereits seit vier Jahren als Trainer. Wie kam es dazu?

Kogler: Nach der für mich überraschenden Auflösung meines Vertrags beim EC Salzburg im Jahr 2007 bin ich nach Boston zurückgekehrt, wo ich schon als Teenager die Eaglebrook School besuchte. In diesem letzten Jahr meiner aktiven Karriere in Massachusetts bin ich parallel in den Bereich Skill Coaching eingetaucht.

derStandard.at: Als Österreicher, der in Nordamerika spielt, fokussiert man sich für gewöhnlich auf die Spielerkarriere, speziell in so jungen Jahren.

Kogler: Ich war 21 und hatte bereits zwei Operationen am Kreuzband hinter mir, die Aussichten auf eine große Laufbahn als Spieler waren eher bescheiden. Dazu kam, dass mein Trainer bei den Boston Junior Shamrocks, John McLean, Miteigentümer einer bekannten Skating School war. Er arbeitete zuletzt auch als Skating Coach des NHL-Teams der Boston Bruins, mir bot sich also die Möglichkeit, auf sehr hohem Niveau einzusteigen.

derStandard.at: Sie sind 2008 nach Klagenfurt zurückgekehrt und wurden in den Trainerstab des KAC-Nachwuchses aufgenommen, arbeiteten auch mit ÖEHV-Auswahlen der jüngeren Jahrgänge.

Kogler: Parallel versuchte ich, mich international weiterzubilden, habe Programme in den USA, Kanada und Tschechien absolviert. Mir war recht schnell klar, dass es für einen Österreicher sonst schwierig bis unmöglich wird, als Trainer in einer echten Eishockeynation Fuß zu fassen.

derStandard.at: Das Thema Klagenfurt haben Sie nun elegant umschifft...

Kogler: Um ehrlich zu sein, möchte ich darüber auch nicht zu viele Worte verlieren. Gemeinsam mit dem Nachwuchsleiter Staffan Lundh sollten wir den KAC-Nachwuchs entwickeln und auf möglichst hohem Niveau trainieren. Im Endeffekt verloren wir aber viel zu viele Ressourcen, indem wir gewisse Entscheidungsträger immer und immer wieder überzeugen mussten. Von Einzelnen im Verein, gerade jenen, die offiziell für die Jugend zuständig und auch verantwortlich sind, hätte ich mir mehr Modernität und Aufgeschlossenheit gewünscht - nicht für mich, sondern im Sinne des KAC und seiner Nachwuchsarbeit.

dieStandard.at: Kehren wir zurück in die Gegenwart. Sie haben vor wenigen Monaten das Amt als Cheftrainer bei Mora in Schwedens höchster U18-Liga übernommen. Ein Meilenstein?

Kogler: Absolut, es ist eine große Ehre und auch ein erheblicher Vertrauensbeweis, wenn man als Österreicher die Möglichkeit erhält, den Nachwuchs eines echten Traditionsvereins in der Eishockeynation Schweden zu trainieren. Ich habe in den letzten Jahren viel Enthusiasmus und auch Geld in meine Ausbildung investiert, daher freut es mich sehr, dass diese Anstrengungen nicht unentdeckt oder unbelohnt blieben.

derStandard.at: Wie kam der Kontakt mit Mora zustande?

Kogler: Der Klub hat im Frühjahr den in Österreich nicht unbekannten Patric Wener als Trainer und Sportdirektor verpflichtet. Mit ihm stand ich in den letzten Jahren regelmäßig in Kontakt, er hat mir immer wieder Tipps und Feedback gegeben. Als er mich im Juni kontaktierte und zu einem Jobgespräch nach Mora einlud, akzeptierte ich das mit großer Freude.

derStandard.at: Ein Hearing für Eishockeytrainer, wie darf man sich das vorstellen?

Kogler: Der Klub hat mir den Aufgabenbereich präsentiert, der auf mich zukommen würde: Trainer des U18-Eliteteams und am Eishockeygymnasium, außerdem Skill Coach der Kampfmannschaft in der zweiten schwedischen Liga. Dazu habe ich meine Gedanken und Inputs abgegeben, wenngleich ich zugeben muss, innerlich sehr aufgewühlt gewesen zu sein, da derartige Angebote für einen jungen österreichischen Trainer nicht alltäglich sind. Umso glücklicher war ich, dass sich der Klub nach kurzer Zeit bei mir meldete und mir diese verantwortungsvolle Position anbot.

derStandard.at: Schwedische Medien reagierten sehr überrascht, als Mora Patric Wener als neuen Trainer präsentierte, speziell, da er mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet wurde, die de facto den gesamten sportlichen Bereich im Verein abdecken. Wie sieht Weners Masterplan aus?

Kogler: Patric verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der gesamte Klub und alle seine Teams bis in die jüngsten Nachwuchsjahrgänge hinein arbeiten in die gleiche Richtung. Da hat er sicher einige Erfahrungen aus seinen letzten Jahren in Salzburg mit einfließen lassen, wo ja eine ähnliche Philosophie verfolgt wird. Beispielsweise gibt es interne Trainerseminare, in die auch Coaches der kleineren Klubs aus dem Umland eingebunden werden. Roland Sätterman, der Trainer des U20-Teams, und ich als U18-Head sind auch immer mit der Kampfmannschaft am Eis, leiten teilweise auch deren Trainings. Stringenz in der Ausbildung durch die verschiedenen Alters- und Leistungsstufen hindurch ist oberste Prämisse.

derStandard.at: Als Skill Coach des A-Teams haben Sie - dem Lockout sei Dank - heuer ja auch einen sehr prominenten Crack unter Ihren Fittichen: NHL-Star Anže Kopitar spielt in Mora.

Kogler: Es ist ganz grundsätzlich eine großartige Möglichkeit für mich, in diesem Klub und auf diesem Level zu arbeiten. Dass ich dann auch noch Trainings und Skill Sessions leiten darf, in denen mit Anže Kopitar einer der Schlüsselspieler des aktuellen Stanley Cup-Siegers am Eis steht, ist ein zusätzlicher Bonus. Das Wichtigste für mich ist aber, dass hier im Verein alle an einem Strang ziehen, es Raum für neue Ideen und deren Entwicklung gibt.

derStandard.at: Ich kann mir vorstellen, dass die Implementierung des angesprochenen ganzheitlichen Ansatzes bei der Gestaltung des Vereins speziell in der Koordination eine Herausforderung darstellt. Wie läuft diese Kommunikation ab?

Kogler: Kommunikation und direkter Austausch begleiten uns durch jeden Tag der Saison. Institutionalisiert ist das etwa in Form eines Meetings des Sportkomitees an jedem Montag. Dort rekapitulieren wir die vergangene Woche und stecken die Ziele für die kommende ab. Dieser Feedback- und Diskussionszyklus ist wichtig, um kontinuierlichen Fortschritt in unserer Arbeit gewährleisten zu können.

derStandard.at: Ein typischer Trainingstag sieht wie aus?

Kogler: In der Regel gehe ich um acht Uhr mit den Junioren des 1995er-Jahrgangs aufs Eis. Die Spieler besuchen das Hockeygymnasium, die Einheit ist also Teil ihres Stundenplans. Danach folgt meist die Skill Session der Kampfmannschaft, in der wir vor allem im Bereich der individuellen Entwicklung arbeiten. Nach dem Mittagessen dann die zweite Trainingseinheit mit den Gymnasiasten, diesmal jenen des 1996er-Jahrgangs. Am Abend im Mannschaftstraining stehen schließlich die kollektiven Ziele im Vordergrund, da geht es um taktisches Verhalten und spielrelevante Inhalte.

derStandard.at: Der Alltag in einem schwedischen Profiklub mit angeschlossenem Eishockeygymnasium ist zweifelsfrei nicht nur für die Spieler lehrreich und entwicklungsfördernd, sondern auch für einen jungen Trainer wie Sie. Wo sehen Sie Ihre persönliche Zukunft?

Kogler: In diesem Umfeld arbeiten zu können, ist eine große Chance für mich. Hier kann ich erste Einblicke in hoch professionalisierte Strukturen gewinnen. Dementsprechend würde ich gerne noch einige Jahre im Nachwuchsbereich in Schweden aktiv sein, dabei selbst lernen und unsere Junioren möglichst profund auf ihrem Weg ins Profihockey unterstützen. Sollten sich irgendwann Wege zurück nach Österreich ebnen, würde ich mich sehr freuen, das dortige Eishockey auf die eine oder andere Art mitzuentwickeln, es weiter nach vorne zu bringen. Es gibt noch viel zu tun. (Hannes Biedermann, derStandard.at, 17.10.2012)