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Auf ärztlichen Rat hält sich Anschober von der Partei fern.

Foto: APA/Rubra

Linz - Auch wenn in den Reihen der oberösterreichischen Grünen der erste Schock nach dem plötzlichen, krankheitsbedingten Abgang Mitte September von Parteichef Rudi Anschober verdaut scheint, die Unsicherheit wächst mit jedem Tag. Zum ersten Mal seit dem Einzug in den oberösterreichischen Landtag im Jahr 1997 sind die Grünen auf sich allein gestellt. Eine völlig neue Situation für alle Beteiligten. Die Partei war und ist stets "Rudi Anschober". Maßgeschneidert auf den ehemaligen Nationalratsabgeordneten.

Und man ist mit dieser Linie lange gut gefahren: 9,1 Prozent erreichten die Grünen bei der Landtagswahl 2003 und sicherten sich damit erstmals einen Landesregierungssitz, den das "Zugpferd" Anschober (Ressorts Umwelt und Energie) innehat. 2009 dann die Kurs-Bestätigung für die Grünen mit 9,2 Prozent. Die "Vernunftehe" mit der ÖVP hält somit schon fast neun Jahre. Doch das politische Kalkül "One-Man-Show" mit viel Luft in der zweiten Reihe droht jetzt für die Partei zum Bumerang zu werden. Stellt Rudi Anschober seinen grünen Regierungssessel endgültig auf den Dachboden und definiert "Green Jobs" künftig hauptsächlich über die Arbeit im eigenen Garten, ist die Regierungsbeteiligung in Oberösterreich nach der nächsten Wahl wohl Geschichte.

Auch wenn man seit gut einem Jahr bemüht ist, sich im grünen Parteivorstand breiter aufzustellen: Eine neue Spitze ist nicht in Sicht. Gottfried Hirz, Klubobmann der Grünen, ist von jeher der Taktiker im Hintergrund. Wichtig für die Partei - jedoch mit zu wenig Bezug zur Basis. Dessen neu gewählte Stellvertreterin Maria Buchmayr fehlt es noch an Ecken und Kanten. Zu früh wäre ein Wechsel an die Spitze.

Deutlich mehr Basisnähe sagt man Landessprecher-Stellvertreterin Ulrike Schwarz nach. Doch dem guten Wählerkontakt steht dem Vernehmen nach ein nicht 100-prozentiger Rückhalt in den eigenen Reihen gegenüber.

Anschober selbst ist derzeit auf Tauchstation. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Auch zu den engsten Mitarbeitern gibt es keinen Kontakt. Für die nervösen Parteikollegen bleibt also nur die Hoffnung. Die ist bekanntlich grün - und eben in Oberösterreich eindeutig personifiziert. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 17.10.2012)