Technikqueens in ihrem natürlichen Element.

Foto: Festo/Robert Dengscherz

Es ist eine bekannte Tatsache: Mädchen und junge Frauen wählen deutlich seltener als Burschen und junge Männer einen technischen Ausbildungs- und Berufsweg. Und dieser Umstand zieht sich durch sämtliche Stufen der Berufsbildung, von der Lehre bis hin zum Universitätsstudium, hindurch.

Männliche Domänen

So stellen etwa in technisch gewerblichen Schulen Mädchen nur 12 Prozent aller SchülerInnen, lediglich 20 Prozent der AbsolventInnen von technisch-ingenieurwissenschaftlichen Studien sind weiblich. Selbst wenn Frauen einen technischen Karriereweg einschlagen, verlassen oder unterbrechen sie diesen eher als ihre männlichen Kollegen, etwa aufgrund von Betreuungspflichten. Wenig überraschend ist daher auch in der Technik Teilzeit weiblich geprägt: 32 Prozent der Frauen, aber nur drei Prozent der Männer arbeiten hier in Teilzeit.

Keine Role Models: "Superwissenschaftlerinnen"

Die Datenlage ist offenkundig - allerdings bleiben in den Statistiken die Rahmenbedingungen, unter denen Mädchen einen technischen Beruf wählen würden, weitgehend unklar. Die Studie "Frauen und Mädchen in technischen Berufen", die vom SORA-Institut im Auftrag der OMV durchgeführt wurde, will diese Lücke schließen und untersucht nicht nur die Gründe dieser Entscheidungen, sondern thematisiert auch, was es für eine Veränderung der Situation braucht. Hierfür zogen die ForscherInnen unter anderem Statistiken, Literaturanalysen und Tiefeninterviews mit jungen Frauen in Technikberufen heran.

Die Ergebnisse sind ebenso eindeutig wie vorhersehbar: Die Wahl des Berufsweges von Mädchen und jungen Frauen ist stark von den vorherrschenden Geschlechterstereotypen abhängig. Technische Berufe seien stark mit "männlichen" Werten wie Hochleistung und Konkurrenz belegt, jungen Frauen fehle es oft an Role Models, die beweisen, dass ihre Lebensentwürfe mit technischen Berufen vereinbar sind, lautet ein Resümee der SORA-Studie. Allerdings: Die Role Models müssen auch "erreichbar" sein - "Superfrauen" in Wissenschaft und Technik würden eher abschrecken.

Strukturelle Reparaturen

Direkte Diskriminierungen in Ausbildung, Bewerbungsprozessen und Beförderungen seien selten, so die ForscherInnen. Die größere Hürde stellen die vorzufindenden Bildungs- und Arbeitsplatzangebote dar. Unternehmen, die mehr Frauen in technischen Berufen haben wollen, müssen sich folglich grundlegend ändern: So brauche es neben langfristigen Förderungen auch Arbeitszeit- und Arbeitsmodelle, die sich für alle MitarbeiterInnen - nicht nur für Frauen - mit den persönlichen Bedürfnissen vereinbaren lassen.

Mit der Initative "Österreich sucht die Technikqueens" setzt die OMV vorerst beim weiblichen Nachwuchs an: Mädchen zwischen 14 und 16 Jahren sind aufgerufen, auf www.technikqueen.at ihr technisches und naturwissenschaftliches Wissen unter Beweis zu stellen. Die besten 50 Teilnehmerinnen werden zu einem Technik-Workshop in Wien eingeladen, die Hälfte wird in das Mentoring-Programm des Unternehmens aufgenommen. (red, dieStandard.at, 16.10.2012)