Das ist doch alles net so tragisch, sagte Michael Häupl in einem Interview zum 83-Prozent-Ergebnis für Werner Faymann am Parteitag in St. Pölten. Gut, wenn der mächtige Wiener Bürgermeister das sagt ...

Tatsächlich muss Häupl die Sache herunterspielen, weil er selbst Faymann in die Wehrpflicht-Debatte hineingehetzt hat, die parteiintern für gröberes Bauchweh sorgt. Häupl hat das Thema vor zwei Jahren über die Krone "gespielt", weil er dachte, das würde ihm im Wiener Wahlkampf helfen. Häupl und Faymann dachten auch, die Volksbefragung über die Wehrpflicht würde in ihrem Sinne (Berufsheer) ausgehen, weil die Krone gewaltig trommelt. Einstweilen sieht es nicht so danach aus.

Damit sind wir beim Problem der Krone-basierten Politik, die sich zu einem Problem nicht nur von Faymann, sondern auch von Häupl auswächst. Einen Krone-geschmeidigen Kurs fahren - das mag auch manchem von der SP-Basis als clever erscheinen. Wenn es funktioniert.

Die Krone war zwar am Sonntag sehr, sehr gnädig und hat Faymanns 83-Prozent-Debakel am Parteitag praktisch unterschlagen. Aber da können unter Faymann und Häupl noch so viele Inseratenmillionen hinübergeschaufelt werden, die Krone ist nicht SP-monogam, sondern hat auch ein Herz für Strache und für Frank Stronach. Beide wildern unter SP-Wählern, und Stronach hat auch viel Inseratenkohle.(Hans Rauscher, DER STANDARD, 16.10.2012)