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Im freien Fall zurück zur Erde.

Foto: APA-FOTO: Jay Nemeth/RED BULL CONTENT POOL

Roswell  - Noch nie zuvor ist ein Mensch aus so großer Höhe und mit so einer so hohen Geschwindigkeit Richtung Erde gefallen: Der Salzburger Extremsportler Felix Baumgartner hat bei seinem Stratosphärensprung am gestrigen Sonntag als erster Mensch im freien Fall die Schallgeschwindigkeit durchbrochen. In einem auf Facebook veröffentlichten Video bedankte sich Baumgartner bei seinen Fans. "Ich bin gerade von unserer kleinen Feier zurückgekommen und bin sehr müde aber glücklich", sagte er darin. "Es war unglaublich."

"I'm coming home now", waren die letzten Worte des 43-Jährigen, ehe er sich in einer Höhe von 39.045 Metern aus der Kapsel stürzte und neun Minuten und drei Sekunden später sicher auf der Erde in New Mexico landete. "Manchmal musst du weit hinauf gehen, um zu sehen, wie klein du eigentlich bist. Jetzt komm ich nach Hause." Das sagte Baumgartner kurz vor dem Sprung.

1.342,9 km/h

Auf den Tag genau 65 Jahre nachdem der US-Amerikaner Chuck Yeager als erster Mensch mit einem Raketenflugzeug die Schallmauer durchbrochen hatte, gelang das Baumgartner im freien Fall. Nach der ersten Auswertung der Daten raste er mit einer Geschwindigkeit von 1.342,9 km/h in die Tiefe, was Mach 1,24 ergab. Das sagte Brian Utley von der Federation Aeronautique Internationale (FAI) bei einer Pressekonferenz nach der Landung. Bis zur endgültigen Anerkennung der Rekorde dürfte es noch mehrere Wochen dauern, sie müssen zuerst als österreichische Rekorde gewertet werden ehe sie in weiterer Folge als FAI-Rekorde in die Geschichte eingehen werden.

Insgesamt dürfte Baumgartner jedoch vier Weltrekorde aufgestellt haben: Die höchste bemannte Ballonfahrt (39.045 Meter) - hier lag der bisherige Rekord bei 34.668 Metern, aufgestellt von Victor Prather und Malcom Ross im Jahr 1961. Dem Salzburger gelang auch der höchste Absprung. Damit hat er den Rekord seines Mentors Joe Kittinger aus dem Jahr 1960 übertroffen - Kittinger sprang damals aus 31.332 Metern ab.

Vier Minuten und 20 Sekunden im freien Fall

Der 43-Jährige stellte den vorläufigen Daten zufolge auch bezüglich dem längsten freien Fall Rekorde auf: Bezüglich der Höhe brach er mit einer zurückgelegten Distanz von 36.500 Metern den Rekord des Russen Jewgeni Nikolajewitsch Andrejew, der im Jahr 1962 insgesamt 24.500 Meter im freien Fall zurücklegte. Baugmartner stellte auch einen Rekord für den längsten freien Fall ohne Stabilisierungsfallschirm auf. Insgesamt vier Minuten und 20 Sekunden dauerte sein Fall. Kittinger war im Jahr 1960 zwar vier Minuten und 36 Sekunden im freien Fall gen Erde unterwegs, allerdings mit einem "Drogue Chute" (Bremsfallschirm).

Doch ganz ohne Probleme lief der Stratosphärensprung über Roswell nicht ab. Schon vor dem Start, der wegen zu starkem Wind um dreieinhalb Stunden verschoben werden musste, gab es Schwierigkeiten mit der Beheizung des Visiers. "Wir haben alle möglichen Dinge versucht, es ist nicht besser geworden, da haben wir uns für den Sprung entschieden, erzählte Baumgartner später.

"Zum Teil war das schon sehr heftig"

Als sich der Salzburger um 20.07 Uhr MESZ aus der Kapsel stürzte, verfolgten Millionen Menschen seinen Sprung ins Leere. Die Szenen des Absprungs waren dramatisch, Baumgartner geriet ins Trudeln. "Zum Teil war das schon sehr heftig. Kurz habe ich sogar gedacht, ich würde das Bewusstsein verlieren", beschrieb er später diese gefährlichen Momente. Er habe sehr viel ausprobiert, um in eine stabile Flugposition zu gelangen und war schließlich auch nach rund 90 Sekunden damit erfolgreich. "Sobald ich die Luft gespürt habe, hatte ich den Flug wieder unter Kontrolle." Im Mission Control Center brach Jubel aus.

Nach vier Minuten und 20 Sekunden im freien Fall öffnete er den rot-weiß-roten Fallschirm und landete rund fünf Minuten später sicher und unverletzt in der Wüste von New Mexico - und kniet jubelnd nieder. Per Hubschrauber wurde er dann zum Mission Control Center gebracht, wo er unter großem Applaus seine Familie in die Arme schließen konnte. "Mir sind gerade 20 Tonnen Last von den Schultern gefallen", sagte er in einer ersten Reaktion.

Lob hin, Lob her

Beim anschließenden Pressebriefing wurde Baumgartner gefeiert: "Die Welt braucht Helden, jetzt hat sie wieder einen", sagte der medizinische Leiter von "Red Bull Stratos", Jonathan Clark. "Ich hätte das nie ohne mein Team erreicht", meinte Baumgartner.

Bundespräsident Heinz Fischer gratulierte via Facebook zum Sprung: "Österreich ist stolz auf Ihre Leistung!" Die Europäische Weltraumorganisation ESA reagierte auf Twitter: "Sicher gelandet! Glückwunsch auch von uns an Felix Baumgartner, einen sehr, sehr mutigen Fallschirmspringer!"

Jenes Bild, das Baumgartner nach der Landung auf dem Boden kniend zeigt, sammelte auf der Facebook-Seite von Red Bull Stratos mehr als 470.000 "Gefällt mir"-Klicks. Knapp drei Millionen Österreicher sahen Baumgartners Sprung live im Fernsehen - acht Millionen Zuseher verzeichnete der YouTube-Livestream. (APA; 15.10.2012)