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Lloyd Shapley und Alvin Roth.

Foto: APA/EPA/Reuters

Stockholm - Der Nobelpreis für Wirtschaft geht 2012 an die US-Ökonomen Alvin Roth (60)  und Lloyd Shapley (89). Sie wurden für ihre Forschung ausgezeichnet, wie verschiedene Wirtschaftsteilnehmer zusammenkommen können, etwa wie Studenten Universitäten oder Organspender Patienten finden. Der Wirtschaftsnobelpreis ist mit acht Millionen Kronen (921.000 Euro) dotiert.

Die Bekanntgabe der diesjährigen Nobelpreise geht am Montag mit der Auszeichnung in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften zu Ende. Es ist kein Nobelpreis im eigentlichen Sinne, und heißt  "Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel". Dieser geht nicht direkt auf das Testament des Preisstifters Nobel zurück und wird seit 1969 verliehen.

Auszeichnung für Österreich

Seit der ersten Vergabe wurden 71 Wirtschaftspreisträger ausgezeichnet, von denen 56 an US-Instituten arbeiteten. 2009 erhielt die US-Ökonomin Elinor Ostrom als bisher einzige Frau einen Wirtschaftsnobelpreis. Als bisher einziger Österreicher wurde 1974 Friedrich August von Hayek (1899-1992) gemeinsam mit Gunnar Myrdal (Schweden) mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet.

Im vergangenen Jahr waren die beiden US-Forscher Thomas Sargent und Christopher Sims für Methoden ausgezeichnet worden, die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftspolitik und volkswirtschaftlichen Rahmendaten wie Inflation, Beschäftigung und Bruttoinlandsprodukt (BIP) untersuchen. Überreicht werden die Preise am 10. Dezember, dem Todestag von Stifter Nobel.

Verbindungen zu Innsbruck

Roth hat gute Verbindungen zur Universität Innsbruck. So organisierte er im Mai gemeinsam mit der Uni Innsbruck einen Workshop in Kooperation mit der Universität Lausanne im Tessin in der Schweiz zum Thema "Frontiers in Marketdesign", sagte der Innsbrucker Uni-Professor Markus Walzl. Walzl forscht wie Roth in Sachen Zuordnungsprobleme auf Märkten und lobte Roth in höchsten Tönen.

Amerikaner bevorzugt

Seit der ersten Vergabe wurden 71 Wirtschaftspreisträger ausgezeichnet, von denen 56 an US-Instituten arbeiteten. 2009 erhielt die US-Ökonomin Elinor Ostrom als bisher einzige Frau einen Wirtschaftsnobelpreis.

Roth sagte am Telefon von Kalifornien aus, er sei "überrascht und glücklich" über den Nobelpreis. Auf die Verleihung in Stockholm am 10. Dezember freue er sich, weil "das eine sehr gute Party sein soll". Roth ist Professor an der Harvard-Universität in Cambridge. Shapley kommt von der University of California in Los Angeles. Er ist der zweitälteste Empfänger der Wirtschafts-Auszeichnung zum Zeitpunkt der Vergabe.

Lob von WU-Volkswirt

Nach der Vergabe des Wirtschafts-Nobelpreises hat sich der heimische Wirtschaftswissenschafter und Leiter des Instituts für analytische Volkswirtschaftslehre, Ulrich Berger, über die Vergabe an diese Wissenschafter gefreut, bezeichnete sie aber als "eigentlich überraschend". Die Arbeit der beiden "hat sich hervorragend bewährt und wurde vorbildlich von der Theorie in die Praxis umgesetzt", so Berger.

Vor allem als Spieltheoretiker freue es ihn, dass die zwei voneinander unabhängig arbeitenden Forscher ausgezeichnet wurden, "die im weiteren Sinn auch Spieltheorie betreiben", sagte Berger. Shapley habe die Basisarbeit für sogenannte "Matching-Algorithmen" geleistet, Roth diese über die vergangenen 20 Jahre intensiv weiterentwickelt. Sie erhielten die Auszeichnung für ihre Forschung zur Verteilung zwischen Menschen und Märkten ("stabile Allokationen").

Es gehe um die Frage, wie man Dinge verteile, wenn es zwei Seiten gebe, erklärte Berger: "Zum Beispiel, wenn Studierende auf der Suche nach einer passenden Universität sind und beide (Studierender und Universität, Anm.) gewisse Präferenzen haben (welche Uni sie als erstes besuchen würden bzw. welchen Studierenden die Institution am liebsten aufnehmen würde, Anm.)." Der Algorithmus errechne bei solcherlei Fragestellungen die richtige Verteilung von Studierenden zu den richtigen Unis.

Beispielsweise werde die Zuteilung von Schülern im öffentlichen Schulsystem von New York nach einem solchen "Matching-Algorithmus" organisiert, erklärte Berger. Selbiges funktioniere auch als Programm für Nierentransplantationen, das potenzielle Spender und Empfänger "matcht".

Shapley habe den "relativ leichten Algorithmus, der samt den gewünschen Eigenschaften funktioniert" gezeigt. Roth habe diesen verfeinert, erweitert und praxistauglich gemacht, was in den vergangenen Jahren sehr gut gelungen ist", so Berger.

"Überraschend" nannte der Institutschef die Vergabe, weil "die heißen, vorab genannten Kandidaten nicht zum Zug kamen und Nobelpreise für spieltheorienahe Forschung bereits vergeben worden waren". Dass Roth "den Preis jetzt schon bekommt", sei auch überraschend. (APA, 15.10.2012)