Keine hundert Meter von seinem Wirtshaus - dem Gut Purbach - entfernt, wohnt der Gastronom Max Stiegl in einem der ältesten Häuser des Ortes.

Foto: Philipp Kreidl

Der Gastronom Max Stiegl wohnt im alten Mesnerhaus von Purbach am Neusiedler See. Warum das Wohnen mit Geschichte für ihn sehr wichtig ist, erzählte er Michael Hausenblas.

"Als meine Lebensgefährtin bei der Besichtigung dieses Hauses ein Schwalbennest gesehen hat, war das Thema 'Haus suchen' beendet. Es heißt ja: 'Wo Schwalben nisten, da wohnt das Glück.' Hier wohnen wir jetzt also, mitten in Purbach im Burgenland, in diesem alten Mesnerhaus, das wohl eines der ältesten Häuser des Ortes ist - mit Mauern, die zum Teil im 16. Jahrhundert errichtet wurden. Seit zehn Monaten sind wir übrigens zu dritt. Mit mir und meiner Partnerin, Sabine Kummer, lebt nun auch unser zehn Monate alter Sohn Luis-Max hier.

Unser Haus misst 460 verbaute Quadratmeter. Außerdem gibt es einen sehr schönen Hof. Alles, was unter diesem Dach früher zum Stall gehörte, haben wir mit dem Architekten Wolfgang Kaitna zum Wohnbereich gemacht. Aber da die Mauern zum Teil bis zu 1,20 Meter dick sind, reduziert sich die Wohnfläche natürlich ganz ordentlich.

Die Räume sind sehr großzügig und offen gestaltet. Wenn man hereinkommt, sieht man sogenannte Platzlgewölbe mit Verstrebungen aus Eisenschienen. Unser Wohn-Ess-Zimmer, in dessen Mitte sich ein großer Küchenblock befindet, misst 92 Quadratmeter und verteilt sich auf drei Ebenen über eine Art Galerie.

An den Fenstern unseres Hauses hängen noch die alten Läden. Dazwischen befinden sich zum Teil noch die mundgeblasenen Fenster, auf denen man eine Gravur mit der Jahreszahl 1890 erkennen kann. Aber es gibt auch einige zeitgemäße Akzente, zum Beispiel das ganz große Fenster, vor dem wir manchmal sitzen und von wo wir auf den alten Kirchturm schauen. Die Glasscheibe misst 4,50 mal 3,50 Meter! Der Ausblick ist fantastisch, ich würde sogar sagen, er ist grenzgenial. Dabei sind wir nicht einmal katholisch. Besonders schön ist dieses Bild, wenn es schneit. Das kommt bei uns aber eher selten vor.

Wir haben das Haus komplett restauriert und dabei das Alte so gut wie möglich erhalten. Das Gebäude steht ja unter Denkmalschutz. Man kauft sich so ein altes Haus nicht, weil man sich ein Neues nicht leisten kann. Es geht um etwas Beständiges, um eine Aura. Auch mein Restaurant ist in so einem alten Gemäuer untergebracht. Es befindet sich keine hundert Meter von hier entfernt. Die Geschichte, die ich da spüre, zeigt mir, dass in diesen Mauern schon immer Leben war. Als wir das Haus gekauft haben, sind in einem Raum alte Bilder mit christlichen Motiven gehangen, in denen noch Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen waren. Purbach war damals russische Besatzungszone.

Was die Möbel betrifft: Eingerichtet sind wir eher puristisch. Ich sammle moderne Stehlampen, außerdem stehe ich auf einen guten Mix aus Sesseln. Es gibt eine Liege von Le Corbusier ebenso wie eine alte Kredenz von der Urgroßmutter meiner Frau. Ich denke schon, dass Frauen es generell eher wohnlicher haben wollen. Wenn es nur nach mir gehen würde, gäbe es hier gerade mal eine gute Soundanlage, ein paar Liegen, und aus.

Leider hab ich viel zu wenig Zeit zum Wohnen. Wohnen beziehungsweise das Haus bedeutet für mich eine Art befreiendes Auffangbecken für die Seele. Hab ich Stress, komm ich kurz nach Hause, leg mich zwei Minuten hin, und alles ist wieder gut. Und dennoch: Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich wieder umbauen. Wenn man so ein Projekt abgeschlossen hat, kommt man halt auf Dinge drauf, die man vielleicht hätte anders machen können. Es findet sich immer wieder etwas, das man um- oder dazubauen könnte. Allein schon wegen der tollen Materialien, die es heute zu entdecken gibt. Aber dass man mich bitte nicht falsch versteht: Es müsste schon eine Katastrophe passieren, bevor wir hier weggehen würden." (DER STANDARD, 13./14.10.2012)