Betrifft: "Acht Monate für die Pfrillen" von Johannes Margreiter, Der Standard, 8. 10. 2012

Gestohlene Lebenszeit

In dem Stimmenwirrwar der letzten Monate habe ich die Stellungnahme eines ehemaligen "Wehrdieners" zum Thema "Berufsheer versus Wehrpflicht" bereits schmerzlich vermisst. Die Beschreibung von Herrn Margreiter entspricht haargenau meinen eigenen Erfahrungen - und wie ich glaube zigtausend Anderer.

Es waren absolut verlorene Monate - somit "gestohlene" Lebenszeit Frau Burgstaller macht sich's da zu leicht mit ihrer Phrase "tut jungen Männern ganz gut" (oder so ähnlich).

In Europa gibt es bald nur mehr Berufsheere, warum wir uns da dagegenstemmen müssen, wüsste ich zu gerne. Peter Vilnai, 1130 Wien

 

Margreiters Kommentar ist sehr erfrischend und erinnert mich an meine eigene BH-Erfahrung 1959/60. Damals diente man noch neun Monate, was aber nicht bedeutete, dass es dadurch auch nur eine Spur effizienter war.

Arnulf Jursa, 8010 Graz

Wehren statt klagen!

Sehr geehrter Herr Doktor Margreiter! Ich ersuche Sie freundlichst um die Beantwortung folgender Fragen:

1. Warum haben Sie 30 Jahre gewartet, um Ihre subjektiven Eindrücke und durch nichts bewiesenen Erzählungen zum Besten zu geben?

2. Warum haben Sie als "bereits ausgebildeter Jurist" diese Ungerechtigkeiten und Pflichtverletzungen erduldet und nichts dagegen unternommen?

3. Wie kommen Sie darauf, dass wir uns als Personalvertreter gegen einen sinnvollen Grundwehrdienst zur Wehr setzten werden, die Attraktivierung des Grundwehrdienstes ist eine langjährige Forderung von uns!

4. Wie stellen Sie sich eine Landesverteidigung vor, in der alle nur Ihre Steuern zahlen, aber sich niemand mehr zur Wehr setzt?

Ich habe genauso wie Sie die Erfahrung gemacht, dass es viele sinnlose Dinge im Leben gibt, zum Unterschied von Ihnen, habe ich mich jedoch immer dagegen gewehrt. Dies hat meine Berufslaufbahn nicht immer einfach gemacht. Dafür konnte ich jedoch immer mein Spiegelbild ertragen!

Obst. Werner Hammer

Arbeitsgemeinschaft Freiheitlicher Heeresangehöriger

 

Betrifft: Kontroverse Trauttenberg vs. Entacher 

Keine Ahnung ...

In der Frage der Heeresreform hätte die Politik entscheiden und das vielstrapazierte "Primat der Politik" beanspruchen können. Genau das aber hat sie nicht gemacht, indem sie die Entscheidung an die Bevölkerung delegiert hat. Nun ist der Staatsbürger an der Reihe. Und General Entacher ist Staatsbürger, auch wenn er Uniform trägt. Rene Stangeler, Prein/Rax

 

Was gibt es Verzichtbareres als 80-jährige, die neue Parteien gründen oder Parteiprogramme neu erfinden wollen? Vielleicht einen im Ruhestand befindlichen General, der aus der Pension heraus einen Generalstabschef im aktiven Dienst öffentlich maßregelt.

Lieber Herr General i. R. Trauttenberg: Ich bin vielleicht kein General, aber dafür ebenfalls aktives Kaderpersonal. Und ich kann Ihnen versichern, General Entachers Ansprachen und Interviews wirken auf mich und viele meiner Kameraden keinesfalls katastrophal, sondern sehr ermutigend und sachlich fundiert.

Berthold Himmelbauer, 4400 Steyr

... vom "Primat der Politik"

Als ein Angehöriger des "gesamten Offizierskorps" weise ich die anmaßende Aussage des Herrn Generals i. R. Trauttenberg, wonach der von General Edmund Entacher zur Erhaltung der Wehrpflicht eingeschlagene Weg "der Reputation des gesamten Offizierskorps äußerst abträglich sei", auf das Schärfste zurück. Die überwiegende Mehrzahl der Offiziere steht hinter (bei Bedarf auch vor) General Entacher. In meiner Rede anlässlich des 40-Jahr-Ausmusterungsjubiläums des Jahrgangs Payr-Weyprecht am vergangenen Freitag habe ich festgestellt, dass General Entacher mit seiner unbeirrbaren Haltung bewiesen hat, dass über dem Gehorsam das eigene Gewissen - das gebildete wohlgemerkt - steht

General Trauttenberg beweist mit seiner Aussage: "Entacher habe den Hut zu nehmen, wenn er mit dem Primat der Politik nicht einverstanden sei" nur einmal mehr, dass er keine Ahnung davon hat, was der "Primat der Politik" bedeutet: Das Recht, das vom Volk aus geht, wird vom Parlament in Form von Gesetzen verabschiedet. Die Bundesregierung hat dies unter dem Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit und Sparsamkeit und unter der Kontrolle des Parlaments stehend umzusetzen. Punktum. Primat der Politik bedeutet daher die Respektierung der Gesetze und nicht der Privatmeinung eines Ministers. Und die Allgemeine Wehrpflicht ist immer noch im Bundes-Verfassungsgesetz verankert.

Mit seinen unqualifizierten Aussagen unterstellt der General i. R. übrigens auch dem Herrn Bundespräsidenten - immerhin habilitierter Verfassungsjurist - , dass er die Bedeutung des Primats der Politik nicht kenne. Schließlich bekennt sich dieser auch offen zur Beibehaltung der Allgemeinen Wehrpflicht.

Was General i. R. Trauttenberg unter Primat der Politik (miss-) versteht, fällt für mich unter die Kategorie "Kadavergehorsam".

Prof. Mag. Rolf M. Urrisk, Brigadier i. R.(Leserforum, DER STANDARD, 13./14.10.2012)