Dass er als Saurier bezeichnet wird, ärgert ihn wirklich. Schließlich ist Karl, genannt "Charly", Blecha heuer erst 79 geworden. Und er ist so umtriebig wie eh und je. Dieser Tage kam er aus Süddalmatien zurück, da fand das Herbsttreffen des Pensionistenverbands, dessen Präsident er seit 1999 ist, statt. Dass Bundeskanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann ihn damit beauftragt hat, das Parteiprogramm der Sozialdemokraten zu überarbeiten, das ehrt ihn, keine Frage. Und er kann das, er hat das schon gemacht, zuletzt 1978.

Aber es ist nicht so, dass er nichts zu tun hätte. Zeitlich wird das knapp, Blecha hat einen gedrängten Arbeitsalltag. Als Pensionistenchef erhält er 25 Mails am Tag, erzählt er. Die beantwortet er auch. Und dann die Briefe, viele noch in Kurrentschrift. Dazu die Reisen, außerdem betreibt er noch Sozialforschung, das ist sein Steckenpferd. Bereits 1989 hat Blecha das Mitropa-Institut für Wirtschafts- und Sozialforschung gegründet, dessen Chef er ist.

Und dann die Familie, immer noch jung und fröhlich. Blecha ist zum dritten Mal verheiratet, das ist quasi sein Jungbrunnen. Seine Frau Rosi ist 48, gemeinsam haben sie eine Tochter, das Mädchen wird erst 13. Es ist Blechas dritte Tochter.

Das neue Parteiprogramm wird er auch noch unterbringen, er weiß, dass das notwendig ist. Und den Genossen ist er einiges schuldig. Es war eine aufregende Karriere, zu verdanken hat er die Bruno Kreisky, der hat ihn in die Politik geholt.

Blecha war Zentralsekretär, stellvertretender Parteichef und Innenminister. Da waren Höhepunkte dabei, allerdings auch Tiefschläge - die Affären Lucona und Noricum: Da geriet Blecha schwer in Bedrängnis. Es ging um Waffengeschäfte, um Freunderlwirtschaft, um Machtmissbrauch, im Grund genommen ganz aktuelle Themen.

Als Udo Proksch die Lucona samt Mannschaft versenkt hatte, wurde Blecha wegen Urkundenunterdrückung und falscher Beweisaussage angeklagt, letztlich aber freigesprochen. In der Causa Noricum ging es um illegale Waffenlieferungen an den Irak und den Iran, Blecha wurde vom Hauptvorwurf des Amtsmissbrauches freigesprochen, aber wegen Urkundenunterdrückung und Beweismittelfälschung verurteilt. Die politische Karriere war 1989 zu Ende, vorläufig. Als Pensionistenchef mischt er nach wie vor mit, jetzt koordiniert er das neue SP-Programm, für alles wird er Zeit finden, nur zu einem kommt er nicht, zum Leisertreten. (Michael Völker, DER STANDARD, 13./14.10.2012)