Wien/Salzburg- Der langjährige ehemalige Miteigentümer, Geschäftsführer und Aufsichtsratsvorsitzende des Baukonzerns Alpine, Dietmar Aluta-Oltyan, hat in einem Interview in den "Salzburger Nachrichten" Vorwürfe zurückgewiesen, Altlasten aus seiner Ära hätten zu den akuten Zahlungsproblemen des Unternehmens geführt. "Es ist wohl ein bisschen einfach, sich im Nachhinein bei jemand anderem die Schuhe abzuputzen, nur weil man selbst zu schwach ist, die Probleme zu lösen", sagte der 68-jährige, der erst heuer seine letzten Anteile am Unternehmen abgegeben hatte.

Aluta-Oltyan reagierte damit auf Medienberichte, wonach der mittlerweile zu 100 Prozent spanische Baukonzern mit Sitz in Salzburg nach einer Prüfung durch das Wirtschaftsprüfungsnetzwerk KPMG die Bilanz 2012 möglicherweise um bis zu 400 Mio. Euro wertberichtigen müsse. Demnach drohe ein negatives Ergebnis vor Steuern (EBT) von 263 Mio. Euro, schuld an den Finanzproblemen seien dabei falsch abgerechnete und gefährdete Projekte respektive nicht-werthaltige Beteiligungen aus der Ära Aluta-Oltyan.

Dramatik nicht nachvollziehbar

Dieser meinte, er könne die Dramatik der Lage nicht nachvollziehen. Man müsse in den Berechnungen alle Worst-Case-Szenarien bei großen Bauprojekten zusammengezählt haben und von einem "Worst-Worst-Case-Szenario" ausgegangen sein. "Immerhin ist die Halbjahresbilanz erst zwei Monate her, da haben die Wirtschaftsprüfer von all dem offenbar nichts bemerkt", sagte Aluta-Oltyan.

Zugleich übte der ehemalige Alpine-Chef Kritik am Abgang zahlreicher Top-Manager unter der Ära des neuen Geschäftsführers der Alpine Holding, Johannes Dotter. "Wenn auf einmal alle Geschäftsführer, die ein Projekt kennen und verantworten, weg sind, hat man ein ernsthaftes Problem." Schuld an der Misere will er der jetzigen Führung aber nicht geben. "Ich bin nicht mehr zuständig und habe nicht mehr den Einblick, also will ich nicht urteilen."

Auch Zentralbetriebsrat überrascht

Vom KPMG-Bericht überrascht, zeigte sich auch der Zentralbetriebsrat der Alpine, Hermann Haneder: "Die Leute sind verunsichert und nervös, bis auf die Baustellen hinab. Weihnachten steht vor der Tür, die Angst um den Job geht um." Weder die spanische Mutter noch der Aufsichtsrat hätten von dem Bericht gewusst, auch für ihn seien die kursierenden Zahlen nicht nachvollziehbar. "Ich stütze mich weiter auf den Bericht der Wirtschaftsprüfer Deloitte, die für das erste Halbjahr 2012 noch eine gute Bilanzprognose ausgestellt haben."

Er versuche noch an diesem Wochenende einen Termin in Spanien bei der FCC-Mehrheitseigentümerin Esther Koplowitz zu bekommen, um die Sorgen der Mitarbeiter zu zerstreuen. "Ich nehme an, dass der Bericht in Spanien alles andere als positiv aufgenommen wurde. Aber wie ich Frau Koplowitz kennengelernt habe, steht sie hinter den Leuten ihrer Unternehmen." Die FCC habe die Alpine nicht gekauft, um sie zu zerschlagen. Haneder will bei dem Treffen vor allem positive Aspekte ins Feld führen: "Von der Auftragslage für 2013 her sind wir gut gepolstert."

Zur Rolle Aluta-Oltyans wollte er sich nicht äußeren: "Er war zwar bis heuer noch Miteigentümer und Aufsichtsratsvorsitzender in der Holding, aber schon seit Jahren nicht mehr Geschäftsführer. Ich will ihn nicht verteidigen, aber ihm allein Schuld an den Problemen zu geben, ist sicher falsch." (APA, 12.10.2012)