Washington/Rabat - In einem "jungen" Meteoriten aus der marokkanischen Wüste haben Forscher schwarzes Glas gefunden, das Spuren vom Mars enthält. Der Tissint-Meteorit war im vergangenen Jahr in Marokko eingeschlagen. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Shergottiten, also magmatisches Gestein, das dunkle Minerale wie hier Olivin enthält. Dieses 1,1 Kilogramm schwere Fragment gehört dem Natural History Museum in London.

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Der Meteorit ging am 18. Juli 2011 nieder und zerbrach dabei in zahlreiche Fragmente. Die größeren sind heute in verschiedenen Museen zu sehen - wie dieses 908 Gramm schwere Stück im Wiener Naturhistorischen Museum.

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Tissint ist nach Angaben der Forscher erst der fünfte Marsmeteorit, der direkt nach der Beobachtung seines Einschlags eingesammelt wurde. Zwar seien zahlreiche andere Marsmeteoriten gefunden worden, diese hätten jedoch zum Teil lange auf der Erde gelegen und seien dadurch den irdischen Umweltbedingungen ausgesetzt gewesen. Tissint hingegen sei noch frisch und vermutlich weitgehend unverändert.

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Jetzt hat eine Forschergruppe um die Marokkanerin Hasnaa Chennaoui Aoudjehane von der Universität Casablanca die Zusammensetzung des Meteoriten analysiert und berichtet darüber im US-Fachjournal "Science".

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Tissint gehört zu einer Gruppe von Meteoriten, die schon früher als Marsmeteoriten identifiziert worden waren. Anhand des Einflusses der kosmischen Strahlung konnten die Forscher nachrechnen, dass Tissint rund 700.000 Jahre durchs All gekreuzt ist, bevor er in diesem Wüstenabschnitt einschlug. Das passt zum Alter anderer Marsmeteoriten aus derselben Gruppe.

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Das analysierte Bruchstück ist von einer schwarzen Kruste überzogen und hat im Innern zahlreiche schwarz verglaste Einschlüsse. Dieses Falschfarbenbild zeigt einen Querschnitt durch sein mineralisches Innenleben. Das enthaltene Eisen ist rot, Magnesium grün und Kalzium gelb. Die Pyroxene der Grundmasse sind blaugrün, das Maskelynit (durch extremen Druck gebildetes Glas) weiß.

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Die Forscher gehen davon aus, dass der Stein einst auf dem Marsboden durch Flüssigkeiten verwitterte, die schließlich in Risse und Spalten eindrangen. Durch die Wucht eines Einschlags auf dem Mars sei Tissint dann mit weiteren Brocken ins All geschleudert worden. Dabei hätten sich vermutlich auch die schwarzen Glasadern gebildet, in denen chemische Spuren der Marsoberfläche konserviert wurden. Diese Spuren passen jedenfalls zu Messungen des Marsbodens durch Raumsonden. (APA/red, derStandard.at, 13. 10. 2012)

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