Neuer Gedenkort in der Krypta: Verteidigungsminister Norbert Darabos mit dem für die Traditionspflege zuständigen Generalleutnant, Christian Segur-Cabanac, vor der Gedenktafel des Heers.

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Alter Gedenkort in der Krypta: Kranzniederlegungen vor der Statue des "toten Soldaten" soll es keine mehr geben.

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Wien - Der tote Soldat wird heuer links liegengelassen: Der Bundespräsident und die Regierungsmitglieder werden bei den Gedenkfeiern am Nationalfeiertag erstmals keine Kränze vor der Skulptur in der Krypta des Burgtors niederlegen. "Der Kranz wird bewusst nicht mehr am Fuße des Denkmals des 'toten Soldaten' von Wilhelm Frass niedergelegt", sagt Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) zum STANDARD. Darauf habe er sich mit der ÖVP und der Präsidentschaftskanzlei geeinigt.

Der Hintergrund: Bildhauer Wilhelm Frass war schon als illegaler Nationalsozialist aktiv und später NSDAP-Mitglied. Frass prahlte auch, bei der Montage seines "Soldaten" im Jahr 1935 eine Metallkapsel mit Botschaften versteckt zu haben. Darabos ließ das Denkmal diesen Sommer untersuchen. Zutage kam tatsächlich ein Metallbehälter mit zwei Botschaften darin: Die eine ist eher ein pazifistischer Aufruf (soll aber nicht von Frass stammen), die andere des Bildhauers fällt eindeutig aus: "Möge der Herrgott unser herrliches Volk einig, im Zeichen des Sonnenrades, dem Höchsten zuführen", war darin zu lesen.

An einer Kranzniederlegung in der Krypta will man festhalten - eine andere Stelle musste dafür gefunden werden. "Um die erforderliche Zäsur zu markieren", sagt Darabos. Neuer Ort ist vor der Gedenktafel für die im Einsatz verunglückten, verstorbenen und gefallenen Soldaten des Heeres. Dort stünde die Kranzniederlegung "in einem engeren Zusammenhang zum 26. Oktober 1955, an dem die immerwährende Neutralität beschlossen wurde", sagt Darabos.

Der "tote Soldat" wird bleiben, wo er ist. "Es geht um eine Historisierung und Kontextualisierung des Ortes und nicht darum, Objekte zu entfernen und Geschichte auszulöschen", sagt Heidemarie Uhl, die als Historikerin mitverantwortlich für die Neugestaltung des Heldendenkmals verantwortlich ist. Ende des Jahres soll die Finanzierung stehen, Mitte 2013 das Projekt ausgeschrieben werden- angepeilter Baubeginn: März 2014. Uhl: "Das ist kein Museum, sondern ein lebendiger Gedenkort. Die Herausforderung ist, ihn zum Sprechen zu bringen - in all seinen historischen Schichten." (Peter Mayr, DER STANDARD, 12.10.2012)