David Eugene Edwards predigt den Nachteulen vom Glück des göttlichen Lichts.

Foto: Glitterhouse

Auf Facebook kommuniziert der Mann mit seinen Freunden vorwiegend über kräftige Bibelzitate. Das mag etwas gewöhnungsbedürftig sein. Als Kind der Kirche der Nazarener, also als puritanisch geprägter Methodist und Sohn einer Predigerfamilie nutzt David Eugene Edwards aber nur seine mit diesem puritanisch-protestantischen Glauben verbundenen persönlichen Heiligungserfahrungen. Er muss Gott in seiner Kunst nicht suchen. Er will andere dazu bekehren, Gott zu finden. Der Zweifel ist die Sache des David Eugene Edwards nicht.

Mit gellender, die Weiten des US-Bible-Belts wie auch die gottverlassenen Straßenschluchten Babylons durchmessender Stimme zieht der Mann aus Denver, Colorado, seit nunmehr 20 Jahren durch die Welt und hämmert das Wort des Herrn mit kräftigen Akkorden und in seiner Kirche nicht einmal so gern gesehenen lüsternen weltlichen Rhythmen in die Gemeinden.

16 Horsepower nannte sich seine erste, 2005 aufgrund spiritueller Meinungsverschiedenheiten aufgelöste Band. Sie war vom weltlichen Furor des Punk, Blues und Gospel ebenso beseelt wie von amoklaufenden Hinterwäldler-Banjos, von Schlangenbeschwörungen in den Appalachen, von Predigten im Zeichen von Feuer und Schwefel und der dringlichen Warnung, die Gnade Gottes besser nicht zurückzuweisen. Jene, die sich den Begierden des Menschseins ausliefern, sie sollen auf ewig verdammt sein und werden braten in den Fastfood-Filialen des Teufels.

Auch mit seiner 2001 ursprünglich als Überbrückung eines Horsepower-Sabbaticals gegründeten und bald zum Hauptstandbein auserkorenen Band Wovenhand zog es David Eugene Edwards zu den Versammlungsorten der Sünder, um ihnen dort mit räudigem Schwarzseher-Country und selbstreinigendem Blues-Punk auf antiken und unhandlichen Thrift-Shop-Gitarren karrängend und kartätschend heimzuläuten.

Auch das neueste, The Laughing Stalk benannte Album des regelmäßig und verlässlich veröffentlichenden und tourenden David Eugene Edwards schreibt diese Tradition fort. Es preist den Gott der Christen, ruft die Könige Israels an, erzählt von der Sündenflut, brennenden Büschen, Abraham und toller Zeit im Tempel - wie der 44-jährige bezüglich Bibelfestigkeit den grundsätzlich vergleichbaren, aber auf einem weltlicher ausgerichteten Jesus-Programm fahrenden Nick Cave wie einen Ministranten im ersten Lehrjahr wirken lässt.

Interessant bei Wovenhand und dieser seit Folklore von 16 Horsepower von 2002 überzeugendsten Arbeit Edwards' ist dank Umbesetzung am Bass und einem neuen zweiten Gitarristen, der im Vergleich zu den letzten Alben höhere Druck und elektrisierendere Gesamtsound. Live im Studio eingespielt, wurden die Songs von Alex Hacke, dem Bassisten der Einstürzenden Neubauten, satt und fett gemischt, die Stimme unseres Gottesmannes etwas weg von Fliegeralarmsirene Richtung Einbettung in das Ensemblespiel gedeutet.

Mit Ausnahme des sinistren christlichen Lagerfeuertanzes King O King, der eine Horde US-indigener männlicher Bevölkerung "Hallelujah your people sing / Bright morning star live forever / Wear your servant as a ring" huggadagga-heya-hehen lässt, ist so ein christliches Rockalbum entstanden, das mit seinen oft auch auf den Sprechgesangssermon eines Jim Morrison verweisenden Duktus selbst für jene Leute mehr als erträglich ist, die sich insofern nicht bekehren lassen wollen, als sie sich im agnostisch ausgerichteten Dasein eigentlich recht sauber vorkommen.

Edwards ist übrigens auch dabei, wenn die nach über 20 Jahren reformierten australischen Crime and The City Solution um den wiedergeborenen Simon Bonney demnächst wieder ein Album produzieren und auf Tour gehen. Hallelujah! (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 12.10.2012)