Wien - Für neue Wachstumsinvestitionen und zur Rückzahlung alter Schulden begibt der Kärntner Energieversorger Kelag AG eine mit nominell zwischen 3,25 und 3,5 Prozent verzinste 10-jährige Unternehmensanleihe im Volumen von bis zu 150 Mio. Euro. Dabei handelt es sich um die bisher 23. Corporate-Bond-Emission in Österreich heuer. Der genaue Kuponzins wird Donnerstagabend oder am Freitag bekanntgegeben.

Mit einer Stückelung zu nur 500 Euro richtet sich die von der UniCredit Bank Austria begleitete Emission auch an Privatanleger. Bank-Austria-Vorstand Dieter Hengl rechnet, dass der Bond-Emissions-Schwung nun nachlässt, bisher seien heuer aber schon 7 Mrd. Euro begeben worden, das zweitbeste Jahr nach 2009.

Die Kelag mit im Vorjahr 1,66 Mrd. Euro Umsatz, rund 21 TWh Strom- und 6,2 TWh Gas-Absatz sowie knapp 1.400 Mitarbeitern will die Nettoerlöse des Bonds für "allgemeine Refinanzierungsbedürfnisse" verwenden, vor allem die Stärkung der Finanzkraft, die Finanzierung anstehender Invest-Vorhaben und die Rückführung bestehender Finanzschulden, wie es heißt.

Die jährlich rund 200 Mio. Euro Investitionsvorhaben könne die Kelag nicht allein aus ihrer Innenfinanzierungskraft stemmen, außerdem müsse 2014 die im Jahr 2009 begebene 250-Mio.-Euro-Anleihe getilgt werden, da benötige man ausreichende Flexibilität, erläuterte Vorstandsdirektor Armin Wiersma.

Wachstums-Fokus auf Wasserkraft-Ausbau

Der Wachstums-Fokus der Kelag liegt auf dem Wasserkraft-Ausbau in Kärnten, ferner auf Wind und Photovoltaik in Österreich. Zudem entwickelt der Versorger kleinere Wasserkraftwerke und Windanlagen in Südosteuropa. Bis zum Jahr 2016 wolle man jährlich rund 200 Mio. Euro vorrangig in Erneuerbare Energien und in das Stromnetz in Kärnten stecken, so Wiersma.

Das größte laufende Projekt der Kelag ist das Wasserkraftwerk "Reißeck II" in Kärnten, das mit 430 MW Leistung für 400 Mio. Euro gemeinsam mit dem Verbund errichtet wird. Auf die Kärntner entfallen dabei 181 MW bzw. 191 Mio. Euro, von denen laut Wiersma allein heuer 40 Mio. Euro zu berappen sind. Bei Wind habe man in Rumänien und Bulgarien 24 MW in Betrieb, weitere 24 MW seien in Bau; an Kleinwasserkraft verfüge man ebenfalls über 24 MW, weitere 24 MW würden neu errichtet. Bis 2016 werde man über jeweils 125 MW solcher Wasser- und Windanlagen verfügen.

Mit ihren 68 Kraftwerken bringt es die Kelag heute - samt Bezugsrechten - allein bei Strom auf 1.066 MW Leistung und etwa 2.900 GWh Regelarbeitsvermögen. Bis 2020 wolle man den gesamten Endkundenbedarf von 4.500 GWh zur Gänze auf Basis von Ökostrom zur Verfügung stellen können, und bei Fernwärme will die Kelag den Fossilanteil bis dahin von 50 auf 30 Prozent senken, sagte Vorstandsdirektor Harald Kogler. Mit Wärme (1,64 TWh), Strom und Gas zusammen versorgt die Landesgesellschaft rund 300.000 Kunden.

Die Kelag habe zuletzt eine Wertschöpfung von direkt 256 Mio. Euro im Jahr erbracht, davon seien allein 200 Mio. auf das Land Kärnten entfallen, so Wiersma. Inklusive indirekter Effekte generiere die Kelag 330 Mio. Euro Wertschöpfung jährlich in Kärnten.

Die bestehende Kelag-Eigentümerstruktur bezeichnete Wiersma als "stark und stabil", mit RWE und Verbund habe man zwei starke Partner an Bord, die die Strategie der Kelag mittragen und aktiv unterstützen würden.

RWE hat bei der Kelag erst kürzlich, direkt und indirekt, von rund einem Drittel auf knapp 38 Prozent aufgestockt und ist somit größter Anteilseigner geworden - noch vor dem Verbund, der 35,17 Prozent am Kärntner Versorger hält. Bei dem Deal hat die Kärntner Energieholding KEH, die zu 51 Prozent dem Land Kärnten und zu 49 Prozent RWE gehört, ihren Anteil an der Kelag von 63,85 auf 51 Prozent reduziert, indem die Differenz (12,85 Prozent) an die Deutschen abgegeben wurde - für brutto 225 Mio. Euro, wovon netto 98 Mio. dem Land zugutekommen. (APA, 11.10.2012)