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Grafik: APA

Frankfurt am Main - Die Lufthansa behält für ihre neue Billigfluglinie den Namen Germanwings. Unter der Marke werden ab 2013 alle innerdeutschen und Europa-Flüge durchgeführt, die nicht an den beiden Drehkreuzen Frankfurt oder München starten oder landen, teilte die Lufthansa am Donnerstag mit. An der Germanwings-Spitze soll es keine Veränderungen geben.

Die neue Airline soll 2015 operativ schwarze Zahlen schreiben, bekräftigte die Lufthansa. Das Flugangebot soll in einer aufgewerteten Germanwings unter dem Motto "günstig, aber nicht billig" zusammengeführt werden. Eine "Business Class" wird es in der neuen Germanwings nicht geben. Die Kernmarke Lufthansa soll sich künftig auf die Langstreckenflüge ab Frankfurt, München und Düsseldorf und alle Verbindungen aus Frankfurt und München konzentrieren.

Piloten vorsichtig

Bei der geplanten Verlagerung von 30 Lufthansa-Maschinen samt Besatzungen auf die Billigtochter Germanwings sehen die Piloten noch erheblichen Verhandlungsbedarf. "Wir sind gespannt auf die Vorschläge der Geschäftsführung", erklärte der Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit (VC), Jörg Handwerg, in Frankfurt. Laut den am Donnerstag vorgestellten Lufthansa-Plänen sollen rund 300 Piloten wechseln. Grundsätzlich könne niemand gegen seinen Willen dazu gezwungen werden, zumal bei Germanwings ein niedrigeres Tarifgefüge gelte, sagte Handwerg.

Widerstand der Gewerkschaft

Mit dem Billigableger reagiert die Kranich-Linie auf die Konkurrenz durch Billigflieger wie Ryanair und Easyjet. Das seit Jahren defizitäre Europa-Geschäft soll wieder schwarze Zahlen schreiben. Die Pläne stoßen auf Widerstand der Flugbegleitergewerkschaft Ufo. Die Gewerkschaft befürchtet, dass die 2.000 Stewards und Stewardessen der neuen Airline bis zu 40 Prozent weniger verdienen werden als ihre Kollegen bei der Konzernmutter.

Nach Darstellungen der Ufo hat die Lufthansa indes in den Tarifverhandlungen für die Flugbegleiter mit einem bislang nicht bekannten Stellenabbau gedroht. "Angeblich gibt es bei der Lufthansa Passage wegen nicht erreichter Wachstumsziele bereits jetzt zu viele Leute", sagte Gewerkschaftschef Nicoley Baublies.

Gemeinsam mit dem Vorgehen beim Ausbau der Billigfluglinie Germanwings ergebe sich damit "ein ganz neues Erpressungspotenzial", das die laufende Schlichtung für die rund 18.000 Lufthansa-Flugbegleiter in Frage stelle, meinte der Gewerkschafter. Die Unternehmensführung um Chef Christoph Franz suche offenbar die Konfrontation mit der Belegschaft in der Kabine wie auch am Boden.

Geschäftsgrundlage geändert

Ufo hatte vor wenigen Wochen den ersten Flugbegleiter-Streik in der Lufthansa-Geschichte gestartet, bei dem mehr als 1.000 Flüge ausfielen. Nun habe sich die Geschäftsgrundlage massiv geändert, sagte Baublies. Ob die Schlichtung unter Leitung des Wirtschaftsexperten Bert Rürup wie geplant an diesem Wochenende weitergehen könne, sei offen.

Es müsse Ufo vorrangig darum gehen, Kündigungen zu verhindern und Nachteile zu vermeiden für die Kollegen, die in die Billigtochter abgeschoben werden sollten. Die Gewerkschaft rechnet damit, dass rund 1.200 Flugbegleiter der Lufthansa für das neue Direktflugangebot in die mit schlechteren Tarifbedingungen ausgestattete Germanwings wechseln müssten. Lufthansa-Chef Christoph Franz betonte indes, das Gesamtprojekt Germanwings stehe unter dem Vorbehalt, "dass wir mit Tarifpartnern Einigkeit erzielen." (Reuters/APA, 11.10.2012)