Kein sicherer Aufenthalt, keine Chance auf Existenzgründung, Leben in teuren Massenunterkünften: Rund 200 Somalierinnen und Somalier machten am Mittwoch in Wien ihrem Unmut Luft.

Foto: Der Standard/Matthias Cremer

Wien - Mittwochabend begannen sie mit dem Zeltaufbau - vor dem Parlament in Wien. "Wir bleiben zwei Nächte, um auf die inakzeptable Situation der Somalier in Österreich hinzuweisen", erklärte deren Sprecher Mohammed Abdi, während seine Mitstreiter auf dem Asphalt Decken und Schlafsäcke übereinander schichteten.

Rund 200 Menschen aus dem zerfallenen Staat im äußersten afrikanischen Osten - Männer und Frauen in bunten Kopftüchern - waren gekommen, um ihrem Protest Ausdruck zu geben: gegen Schubhaft und Abschiebungen, gegen jahrelange Aufenthaltsunsicherheit und soziale Ausgrenzung.

Wohnungssuche und Existenzgründung unmöglich

Dieses Schicksal teilen sie in Österreich mit vielen anderen Flüchtlingen. Aber bisher hat das nur vereinzelt zu organisiertem Protest Betroffener geführt. "Das Problem ist, das viele von uns vor einer Rückschiebung in einen anderen EU-Staat laut der unionsweiten Dublin-II-Verordnung stehen. Das lange Zuwarten ist für sie sehr quälend. Und jene, die als aus Österreich unabschiebbar gelten, also subsidiären Schutz bekommen haben, müssen diesen jedes Jahr erneuern und vor einem Widerruf zittern", schildert Abdi.

Aufgrund dieser Unsicherheit seien Wohnungssuche und Existenzgründung unmöglich, sodass viele der rund 2000 Somalier in Österreich in teuren Massenunterkünften leben müssten. "Anerkennung des Flüchtlingsstatus statt Unsicherheit, Rechtlosigkeit und Angst", lautet denn auch eine ihrer Forderungen. (bri, DER STANDARD, 11.10.2012)