Pristina - Der serbische Ministerpräsident Ivica Dacic hat sich am Dienstag wegen einer seitens der EU-Kommission an Belgrad gerichteten Forderung nach Achtung der Gebietseinheit des Kosovo "beunruhigt" gezeigt. Anstatt zum Dialog mit Prishtina beizutragen, dürfte sie ihn verhindern, erklärte der Regierungschef laut Belgrader Medienberichten. "Es war womöglich ehrlicher, von Serbien zu verlangen, dass es die Unabhängigkeit anstatt die Gebietseinheit des Kosovo anerkennt", glaubt Dacic.

Der Regierungschef hatte erst kürzlich für Aufsehen gesorgt, als er erneut eine Teilung des Kosovo als die "einzige mögliche und realistische Lösung" bezeichnet. Von seinem Standpunkt hatte sich daraufhin auch Staatschef Tomislav Nikolic distanziert.

Gemäß dem Regierungschef würde die für ihn strittige Formulierung zur Achtung der Gebietseinheit des Kosovo allerdings nicht in dem heute veröffentlichten Fortschrittsbericht der EU-Kommission vorkommen. Es würde sich um ein anderes Dokument handeln, sagte Dacic, ohne zu präzisieren.

Fortschrittsbericht

Der Ministerpräsident Serbiens will nach eigenen Worten EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle bei seinem morgigen Besuch in Belgrad fragen, ob die Formulierung zur Gebietseinheit des Kosovo eine neue Bedingung bedeute. Für Belgrad seien neue Bedingungen nicht annehmbar. "Soll diese Formulierung unsererseits falsch gedeutet worden sein, werden wir zur Fortsetzung des Dialogs mit Prishtina bereit sein", so Dacic.

Serbien hat seit Anfang März den Status eines EU-Beitrittskandidaten. Die EU-Kommission hat in ihrem Fortschrittsbericht die Festlegung des Termins für die Aufnahme der Beitrittsverhandlungen mit Serbien an eine weitere Normalisierung seiner Beziehungen zu Prishtina geknüpft. Die weiteren Verhandlungen Belgrads mit Prishtina sollen auf serbischer Seite von Dacic geleitet werden. Seitens des Kosovo soll sein Amtskollege Hashim Thaci die Gespräche führen. (APA, 10.10.2012)