Noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt, doch sicher ist, dass am Sonntag bei den bosnischen Lokalwahlen die Partei von Milorad Dodik im Landesteil Republika Srpska (RS) von den Wählern abgestraft wurde. Die SNSD hat demnach nur noch 15 statt 41 Bürgermeisterposten inne. Dodik hatte im Wahlkampf wiederholt die Unabhängigkeit der RS ins Spiel gebracht, deren Präsident er ist. Nun will er eine Initiative starten, um die gemeinsame bosnische Armee aufzulösen.

Großer Wahlsieger in der RS ist die ehemals radikal nationalistische Partei SDS, die während des Krieges von Radovan Karadzic geführt wurde und die Anzahl ihrer Bürgermeister von 13 auf 27 verdoppeln konnte. Die SDS hatte im Wahlkampf auf soziale und lokale Themen wie Arbeitslosigkeit oder Müllentsorgung gesetzt.

Machtkampf

Im zweiten Landesteil, der Föderation, hat die größte bosniakische Partei, die SDA, die meisten Stimmen gewonnen. Die multiethnische Sozialdemokratische Partei (SDP) verlor in zwei ihrer traditionellen Hochburgen den Bürgermeisterposten, in der größten bosnischen Gemeinde, Novi Grad / Sarajevo, und in Bihac. Das dürfte damit zusammenhängen, dass SDP und SDA sich seit Monaten einen erbitterten Machtkampf auf Staatsebene liefern und die Koalition aufgekündigt wurde.

Mit Spannung wurde am Dienstag das Ergebnis für Srebrenica erwartet. Dort hatte die bosnisch-serbische Armee im Juli 1995 einen Völkermord an 8000 Bosniaken verübt. Nach vorläufigen Ergebnissen lag die serbische Kandidatin Vesna Kocevic mit 3127 Stimmen vor dem bosniakischen Kandidaten Camil Durakovic (2548 Stimmen).

Durakovic feierte allerdings bereits seinen Sieg. Denn man erwartete noch 1700 Stimmen von Bürgern, die im Ausland oder per Briefwahl wählten. In Srebrenica durften heuer erstmals nicht mehr jene Bürger wählen, die vertrieben worden waren, sondern nur noch jene, die gemeldet sind. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 10.10.2012)