Normalerweise geht es im Arkadenhof der Universität Wien eher beschaulich zu. Im Krimi "Vatermord" aber wird er zum Schauplatz eines gewaltsam herbeigeführten Todesfalls: Während eines Historikerkongresses liegt plötzlich die Leiche einer polnischen Studentin neben dem glasüberstülpten Siegfriedskopf im Arkadenhof.

Als wenig später der allmächtige Institutsvorstand Josef Amblic von seinem Assistenten Martin Heiser tot an seinem Schreibtisch gefunden wird - und neben Amblic eine lebende Giftschlange - ist es mit der Idylle endgültig vorbei. Der Historiker Heiser macht sich als Hobbydetektiv auf die Spuren der Mordfälle und muss bald erkennen, dass seine Universität eine wahre Schlangengrube ist.

Der von einem anonymen universitären Autorenkollektiv unter dem Pseudonym Isabel Bernardi verfasste Krimi ist nicht nur flott und anspielungsreich geschrieben. Er ist auch eine gelungene geisteswissenschaftliche Milieustudie, die klarmacht, dass es bei Konferenzen oder Berufungsverfahren um alles andere geht als das Herausfinden der Wahrheit.

Bei Geisteswissenschaftern und solchen, die es noch werden wollen, wird "Vatermord" jedenfalls für so manches Déjà-vu sorgen - und zwar nicht nur im Hinblick auf die Örtlichkeiten. (tasch, DER STANDARD, 10.10.2012)