Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA

Bild nicht mehr verfügbar.

Kubanisches Flugabwehrgeschütz im Oktober 1962.

Foto: REUTERS/Rafael Perez

Havanna/Washington/Moskau - Als Höhepunkt des nuklearen Wettrüstens der beiden Supermächte USA und Sowjetunion brachte die Kubakrise die Welt vor 50 Jahren an den Rand eines dritten Weltkrieges. Auslöser war die Stationierung atomar bestückter, sowjetischer Mittelstreckenraketen auf der Karibikinsel. Eine nie dargewesene Provokation gegenüber US-Präsidenten John F. Kennedy, deren Ursachen nicht nur auf den Kalten Krieg zwischen den Supermächten, sondern auch auf die Kubanischen Revolution 1959 zurückgehen.

Denn seit mit der Machtergreifung Fidel Castros das von der USA unterstützte Militärregime Fulgencio Batistas zu Ende ging, hatten sich die Beziehungen zwischen den beiden Staaten stetig verschlechtert. Und das obwohl die neue kubanische Regierung durchaus den USA gegenüber offen war und freundschaftliche Beziehungen mit dem Nachbarn anstrebte. Die Supermacht fürchtete jedoch von Anfang an kommunistische Strömungen, die in der neuen kubanischen Führungsriege die Mehrheit stellten.

Kuba orientiert sich an Sowjetunion

Bestätigt durch die im Zuge der sozialistischen Reformen durchgeführten Enteignungen US-amerikanischer Unternehmer und Eigentümer, sahen die USA ihre wirtschaftlichen Interessen zunehmend bedroht und verstärkten den Druck auf Havanna. Weder das 1960 beschlossene Öl-Embargo noch die im Februar 1962 beschlossenen - und bis zum heutigen Tag aufrechten - Wirtschafts- und Handelssanktionen fruchteten jedoch. Vielmehr trieben sie Kuba zunehmend in die Hände der Sowjetunion.

Die Orientierung Kubas in Richtung Moskau wurde durch die US-Intervention in der kubanischen Schweinebucht (Playa Giron) 1961 noch zusätzlich verstärkt. Bereits seit 1959 sollen die USA an einem Plan zum Sturz Castros gefeilt haben. Dazu wurden in einem Trainingslager in Guatemala Exil-Kubaner ausgebildet, die unter dem Eindruck eigenständig zu agieren in der Schweinebucht landen und anschließend die USA um ihre Unterstützung bitten sollten. Die Invasion scheiterte kläglich und musste nach drei Tagen abgebrochen werden.

Erhöhte Alarmbereitschaft

Das Verhältnis der beiden Supermächte war bereits denkbar schlecht, die diplomatischen Beziehungen auf Eis gelegt, als Aufklärungsflugzeuge der US-Marine am 14. Oktober 1962 sowjetische Abschussrampen und atomar bestückte Mittelstreckenraketen entdeckten. Kennedy erfuhr am 16. Oktober davon und setzt die US-Streitkräfte weltweit in erhöhte Alarmbereitschaft, der sowjetische Partei- und Regierungschef Nikita Chruschtschow tat es ihm gleich.

Am 22. Oktober informierte der US-Präsident die Öffentlichkeit, kündigte eine Seeblockade der Insel an und drohte mit einem Atomkrieg, sollten die Raketen nicht abgezogen werden. Erstmals und bisher das einzige Mal in der Geschichte der USA wird das US-Atomarsenal in die zweite Alarmstufe versetzt.

US-Aufklärer abgeschossen

Chruschtschow leugnete anfangs die Existenz der Waffen, signalisierte am 26. Oktober in einem Brief an den Kennedy jedoch Gesprächsbereitschaft, sollten die USA im Gegenzug versprechen, nicht auf Kuba einzumarschieren und - was in der Öffentlichkeit jedoch erst später bekannt wurde - die in der Türkei stationierten US-Raketen abzuziehen.

Einen Tag später ist die Lage dennoch kurz davor zu eskalieren: Ein US-Aufklärungsflugzeug wird über Kuba abgeschossen, die USA zwingen ihrerseits ein sowjetisches U-Boot zum Auftauchen. Dennoch entscheiden sich die Supermächte für eine diplomatische Lösung. Am 28. Oktober verkündete Chruschtschow dann auch offiziell den Abzug der sowjetischen Raketen aus Kuba. (APA, 9.10.2012)