Herzmuskelschwäche, sogenannte Herzinsuffizienz, betrifft europaweit rund 20 Millionen Menschen, österreichweit sind es geschätzte 300.000 - mit steigender Tendenz. Neue Methoden zur Früherkennung und ursächlichen Behandlung der schweren Erkrankung werden am Grazer Ludwig Boltzmann Institut für translationale Herzinsuffizienzforschung (LBI HF) an der Medizinischen Universität Graz entwickelt. Dem Institut, das am 12. Oktober offiziell eröffnet wird, stehen dafür bis 2015 5,6 Mio. Euro zur Verfügung.

Von Herzinsuffizienz spricht man, wenn das Organ nicht mehr in der Lage ist, die Gewebe mit genügend Blut und somit Sauerstoff zu versorgen. Die Auswurfleistung des Herzens ist unzureichend im Verhältnis zum Sauerstoffbedarf des Körpers. Einschränkungen im Alltag durch Abgeschlagenheit und Müdigkeit, aber auch Schwellungen der Beine und Herzrhythmusstörungen verringern die Lebensqualität der Betroffenen, deren Sterblichkeit bei über 50 Prozent innerhalb von fünf Jahren liegt.

Diastolische Herzinsuffizienz

Die einzige Heilungsmöglichkeit bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz ist die Herztransplantation - daher steht die Früherkennung und die Erforschung neuer Therapie zur ursächlichen Behandlung im Fokus der Forschungen in Graz, hieß es vonseiten der Med-Uni Graz am Dienstag. Eine weitere Linie umfasst ein Programm zur telemedizinischen Betreuung von Patienten mit fortgeschrittener Herzmuskelschwäche.

Die Grazer Forscher konzentrieren sich vor allem auf das Phänomen der diastolischen Herzinsuffizienz, die rund 30 bis 50 Prozent aller Herzinsuffizienten betrifft. Diese Patienten haben zwar eine unbeeinträchtigte Pumpfunktion, aber eine gestörte Füllung des Herzens, was heißt, dass der Herzmuskel erschlafft und somit nur eingeschränkt dehnbar ist, weshalb das Herz nicht ausreichend mit Blut gefüllt wird. Hier gibt es bisher keine wirksame medikamentöse Therapie.

Interdisziplinärer Ansatz

Grundlagenforschung und klinische Forschung sind in dem speziell auf Herzinsuffizienzfragen ausgerichteten Institut in Graz inhaltlich und räumlich eng miteinander verknüpft: Im LBI HF arbeiten 18 Wissenschafter in Kooperation mit rund 70 Wissenschaftern aus der kardiovaskulären Forschung an der Grazer Med-Uni, Bayer-HealthCare Pharmaceuticals, dem AIT Austrian Institute of Technology und der Universität Graz zusammen.

Geleitet wird das Institut von Burkert Pieske. Er ist seit 2007 auch der Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie an der Med-Uni Graz. (APA, 9.10.2012)