Was sich derzeit an den Wiener Stadtgrenzen und in den parkpickerlfreien Zonen abspielt, ist nicht die apokalyptische Überraschung, zu der sie Boulevard und Opposition gerne hochstilisieren - aber ein ärgerliches, weil vorhersehbares Szenario.

Dass mit der Ausweitung des Pickerls auf einzelne Bezirksabschnitte ein Run auf die verbleibenden Gratisparkplätze in der Stadt losgeht, ist nur logisch. Die Karawane der Pendler und Pickerlflüchtlinge wird so lange auf der Suche nach einem Schlupfloch weiterziehen, so lange ihr eines geboten wird. Das Prinzip der Problemverlagerung setzt sich fort, bis eben für alle gilt: Ein Auto in der Stadt hat seinen Preis. 

Ein Pickerl in ganz Wien ist die einzige faire Lösung, um den gewünschten Erfolg zu erzielen: die Verringerung des Autoverkehrs. Heute gibt es etwa 675.000 Autos in der Stadt plus täglich einpendelnde 350.000 Pkws aus dem Umland. Der Platz dafür ist ebenso begrenzt wie das Verständnis, warum die Allgemeinheit zwei Drittel der dadurch verursachten Kosten tragen muss.

Der Knackpunkt einer flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung ist freilich ein Gesamtkonzept, das den Ausbau der Öffis, Volks- und Sammelgaragen zügig vorantreibt und eine preisliche Staffelung des Pickerls je nach Lage vorsieht. Und: Warum soll ein Josefstädter für seinen Parkplatz zahlen, ein Floridsdorfer hingegen nicht? (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 8.10.2012)