"Prospero" Heinz Trixner (li.), "Ariel" Heiner Stadelmann.

Foto: A. Pöschl

 Doch der Inszenierung am Klagenfurter Stadttheater mangelt es an Schwung.

Klagenfurt - Cornelia Rainer, 30 Jahre alt, konnte als Regieassistentin an der Burg bei den Besten wie etwa Andrea Breth in die Lehre gehen. Heuer im Sommer wurde die gebürtige Osttirolerin von Sven-Eric Bechtolf, Schauspielchef der Salzburger Festspiele, zum Young Directors Project eingeladen, wo sie sich mit dem Sturm-und-Drang-Dichter Lenz auseinandersetzte.

Von jugendlicher Schwärmerei, Shakespeare'schem Schwung und Esprit ist bei Rainers Sturm-Inszenierung, trotz formidabler Schauspielkunst aller Beteiligten, nichts bemerkbar. Meterlange Plastikfahnen schlagen gegen ein Stahlgerüst, begleitet von Meeresgetöse und dem magischen Zählen des Luftgeistes Ariel (Heiner Stadelmann): In dieser Szenerie beschwört der Held des Stücks einen Sturm herauf: Der zauberkundige Prospero, exilierter Herzog von Mailand (in jeder Phase grandios: Heinz Trixner), will sich an den Verursachern seines Unglücks rächen. Seine Widersacher zaubert er in unversehrten Gewändern auf eine Insel.

Ab diesem Zeitpunkt mutiert der Abend zum etwas langwierigen Kammerstück. Die statische Bühne (Ausstattung: Aurel Lenfert) gibt den Blick auf ein gemaltes Meer frei, hie und da wird ein Stuhl verrückt. Erst durch die mordlustigen Intrigenspiele der Gestrandeten, des Königs von Neapel Alonso (Maximilian Achatz), seines Bruders Sebastian (Christian Futterknecht) und Prosperos Bruders (Eduard Wildner), kommt wieder Tempo ins Spiel. Zeitgleich berichtet Prospero seiner Tochter Miranda (Sandra Lipp), dass er einst vom König mit Hilfe seines eigenen Bruders gestürzt wurde.

Fragen wirft die Inszenierung des "Eingeborenen" Caliban (Heinrich Baumgartner) auf, der nach Shakespeare ein Sohn des Teufels und der Hexe Sycorax ist. Von Prospero versklavt, kann er fliehen und plant gemeinsam mit den (von Rainer mit Frauen besetzten) Schiffbrüchigen - Köchin Stephana (Gudrun Velisek) und Spaßmacherin Trincula -, Prospero zu ermorden und das Land zurückzuerobern. Caliban scheitert.

Rainers Regietheater in historischen Kostümen pendelt formal ständig zwischen Tradition und Moderne; inhaltlich bleibt eindeutig Prosperos Selbstfindungsprozess, der Kampf um Herrschaft über andere und über sich selbst. In Rainers Deutung ist dies ein Postulat für die Kraft, Gewalt und Macht der Gedanken, Welten zu erschaffen: "Wir sind vom Stoff, aus dem die Träume sind, und unser Leben umfasst ein Schlaf."   (Sabina Zwitter, DER STANDARD, 6./7.10.2012)