München - Der von internen Auffassungsunterschieden geplagte FC Bayern München kann am Samstag mit einem Sieg im Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim einen Startrekord in 50 Jahren deutscher Fußball-Bundesliga aufstellen. Erst drei Vereinen gelang es bisher, die ersten sieben Partien zu gewinnen. Die Bayern würden dies bei einem Erfolg gegen Hoffenheim zum zweiten Mal in ihrer Club-Historie schaffen, diesmal außerdem die beste Tordifferenz aufweisen und damit eine Allzeit-Bestmarke erzielen.

Neben dem deutschen Rekordmeister (1995/96) legten bis dato der 1. FC Kaiserslautern (2001/02) und der FSV Mainz 05 (2010/11) einen Auftakt mit sieben Siegen hin. Kurios: In diesen drei Saisonen wurde jeweils Borussia Dortmund deutscher Meister.

Die Bayern wollen die Dissonanzen zwischen Trainer Jupp Heynckey und Sportvorstand Matthias Sammer nach dem 1:3 in Borissow in der Liga wieder vergessen machen. Sammer betonte nach dem Treffen, dass zwischen ihn und den Trainer "kein Blatt Papier" passe und "Nebensächlichkeiten auf kürzestem Weg ausgeräumt" wurden. Heynckes meinte, dass es "verschiedene Sichtweisen wie in den letzten Tagen" immer geben könne - und verwies auf "unsere gute Zusammenarbeit". Beide werden aber weiter im Mittelpunkt des Interesses stehen.

Den Spielern schien der Disput nicht allzu nahe zu gehen. Sie zeigten sich nach der Pleite in Weißrussland selbstkritisch. Toni Kroos wollte keine negativen Auswirkungen festgestellt wissen. "Wir lassen uns nicht von unserem Weg abbringen", betonte der Teamspieler. Mit einem Erfolg gegen Hoffenheim dürften die Bayern laut Torhüter Manuel Neuer jedenfalls am Sonntag "frohen Mutes auf die Wiesn gehen". Mit David Alaba, der am Samstag nach zweieinhalb Monaten Verletzungspause wieder in den Kader der Bayern zurückkehren könnte.

Hoffenheim will gegen die Bayern an die guten Leistungen bei den Siegen gegen Hannover und Stuttgart anknüpfen. "Man muss Spaß haben, ihnen wehzutun", erklärte Trainer Markus Babbel die Marschroute. Weiter kritisch ist der Zustand des nach einem schweren Verkehrsunfall im Koma liegenden 1899-Profis Boris Vukcevic. "Wir werden mit Power weitermachen, weil das im Sinn von Boris ist", sagte Babbel über die Gemütslage im Team.

Krisentechnisch rannten Stuttgart und Mönchengladbach den Bayern nach ihren Europa-League-Auftritten den Rang ab. Vor allem die Schwaben befinden sich nach einem 0:2 bei Molde BK im Tief. Die bisherige Saisonbilanz des VfB in Liga und Europa League: acht Spiele, vier Niederlagen, drei Unentschieden, 7:16 Tore. Platz 15 in der Bundesliga, in der Europa League Gruppenletzter. Martin Harnik kann sich zumindest mit drei Saisontoren trösten. Am Sonntag geht es zu Hause gegen Rapids nächsten Europacup-Gegner Leverkusen. Die Bayer-Werkself ist aktuell Siebenter.

Gladbach steht nach einem 2:4 gegen Fenerbahce ebenfalls mit fast leeren Händen da. Wie Stuttgart hält die Mannschaft von Martin Stranzl nach sechs Runden nur bei einem Sieg, Rang 13 steht aktuell zu Buche. Bewerbsübergreifend sind die "Fohlen" sieben Spiele sieglos. Mit dem noch ungeschlagenen Überraschungszweiten Eintracht Frankfurt mit Erwin Hoffer wartet nun zu Hause eine denkbar schwierige Aufgabe. "Jetzt müssen wir in der Liga wieder in die Spur kommen und mal wieder zu Null spielen", forderte Stranzl angesichts von neun Gegentoren in den letzten beiden Partien.

Ebenfalls am Sonntag im Einsatz ist Meister Dortmund, der als Tabellendritter beim Fünften Hannover 96 gastiert. Der Vierte Schalke 04 mit Christian Fuchs empfängt am Tag davor Nachzügler Wolfsburg mit Emanuel Pogatetz und Ex-Schalke-Trainer Felix Magath. Dieser ist angesichts von nur fünf Punkten und zwei Toren nach sechs Runden bereits angezählt.

"Team-Rebell" Paul Scharner spekuliert indes mit seiner Rückkehr in den HSV-Kader. Der Niederösterreicher stieg nach seiner Innenband-Verletzung in dieser Woche wieder ins Training ein. Ins Aufgebot der Hamburger für die Partie bei Aufsteiger Greuther Fürth dürfte der Verteidiger aber noch nicht rutschen.
(APA; 5.10.2012)