Was bewegt einen vernünftigen Menschen, nach dem Marathon beim Pariser Salon gleich wieder Charles de Gaulle anzufliegen und sich an die Peripherie der Metropole, nach Méry-sur-Oise zu begeben? Weil dort ums Eck van Gogh einmal gehaust hat? Wegen der Champignonzucht? Der Landluft? Um das Verhalten der Graugänse im Park des Chalets zu studieren?

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I wo, viel prosaischer. Es ging um die Neuauflage eines der erfolgreichsten Mittelklassemodelle in Europa, um den Mazda6, und die Japaner wollten in einer Vorabpräsentation schon mal demonstrieren, was der Neue alles so drauf- und vor allem drin hat.

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Wobei, Gänse sind durchaus ein Stichwortgeber, denn Mazda betreibt neuerdings eine Art von Bionik: Bei Design und Fahrdynamik nimmt man sich ein Beispiel an der Natur. Man beobachte etwa eine Raubkatze.

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Wie da sich die Muskeln spannen, Blick konzentriert aufs Ziel, dann Ansatz zum Sprung vorwärts - stopp: genau diesen Moment glaubt Mazda mit der Kodo-Philosophie ("Seele der Bewegung") einzufangen, und an der Formensprache des Mazda6 lässt sich das tatsächlich schlüssig ablesen.

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Tierisch schön. Ähnliche Konzentriertheit, geschmeidige Sportlichkeit vermittelt auch das Fahrwerk, was heißt, Mazda bleibt sich selbst treu und auf der härteren Seite. Im eingefrorenen Kodo-Moment sind die Muskeln eben ge- und nicht entspannt.

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Skyactiv ist ein anderes Schlagwort. Unter dem will Mazda zum Umweltmusterknaben avancieren, und wenn der neue 6er sich im Normzyklus günstigstenfalls mit 3,9 l/100 km (150-PS-Diesel) begnügt - Klassenbestwert laut Hersteller -, kann man mit dem Navi nur im Duett kundgeben: Sie haben das Ziel erreicht.

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Otto-Fans will man zusätzlich mit einem 2,5-Liter-Motor (192 PS) ködern. Das komplett neue Top-Aggregat wirkt recht souverän, man erhält es aber bloß mit der 6-Gang-Automatik.

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Mazda macht übrigens, und damit zur interessantesten technischen Novität, den Loop. Den i-Eloop. Zur Bremsenergierückgewinnung. Das zeugt vom Mut der Ingenieure aus Hiroschima - denn ein System mit Kondensatoren, und von einem solchen ist hier die Rede, kommt bei keinem anderen Großserienhersteller zur Anwendung

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Interessant ist ferner: Limousine und Kombi kosten gleich viel. Außerdem ist die Limo mit 4,87 m Länge nicht nur richtig viel Auto, sondern auch sechs Zentimeter mehr als der Kombi. Der hat ferner acht Zentimeter weniger Radstand - in jedem Fall aber herrschen großzügige Platzverhältnisse im Innenraum.

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Der wirkt außerdem vorbildlich aufgeräumt, und die Materialien wirken, jedenfalls dort, wo man oft hinblickt und -greift, hochwertig und mit viel Liebe zum Detail verarbeitet.

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Als lästig im Fahralltag wird sich aber wohl der Mangel an Seitenfächern in den Türen herausstellen: Da gibt's jeweils ei ne Aussparung für eine Einliterflasche - und aus. Sonst nix.

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Fazit? Der Mazda6 ist kein van Gogh. Aber schön und gut. Mazda mag man eben. (Andreas Stockinger, Der Standard Printausgabe, 5.10.2012)

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