Die 49-jährige Angela Schneider ist ab Dezember zu hören.

Foto: Robert Newald

Wien - Mit "Ja. Grüß Gott, guten Tag" beginnt am Mittwoch die öffentliche Karriere Angela Schneiders als künftige Sprecherin der Wiener Linien. Weich und warm fließen die Worte in den Raum, wo die Pressekonferenz für dieses "historische Ereignis", wie es Finanzstadträtin Renate Brauner nennt, stattfindet. Nach immerhin vier Jahrzehnten, in denen Franz Kaida die Ansagen gesprochen hat.

Mit eindeutiger Mehrheit von 66 Prozent wurde Schneiders Stimme schlussendlich gewählt, mehr als 21.000 Menschen stimmten online ab. Die professionelle Sprecherin und Schauspielerin hatte sich in der letzten Runde gegen eine Gegenkandidatin durchgesetzt, beworben haben sich ursprünglich dutzende Menschen, auch normale Fahrgäste. Schon bei der jährlichen Kundenbefragung votierten die Kunden für eine weibliche Stimme.

Schnitzler-Verfilmung als Highlight

Wichtig war den Wiener Linien neben dem Geschlecht vor allem eine Stimme ohne starke Klangfärbung. "Neutral soll es sein, wenn mich Menschen in allen Stimmungen zu hören bekommen", fügt die Wienerin hinzu. Ab Mitte Dezember wird man ihr lauschen können, mit der U-Bahn beginnt die Umstellung aller Durchsagen, was einige Monate dauern wird. Etwa 3000 Ansagen werden es insgesamt.

Sie selbst fahre schon immer gerne mit den Öffis, vor allem das Dahinrattern in der Straßenbahn böte ihr eine Auszeit und die Möglichkeit zu lesen. "Ich habe den Großteil meiner Texte in der Bim gelernt", ergänzt sie. Werke von Nestroy bis Schnitzler zählen zu ihrem Repertoire. Aktuell spielt sie in Gmünd und bald auch im Wiener Metropol. Besonders gern habe sie an einer Verfilmung von Arthur Schnitzlers Fräulein Else mitgewirkt.

Wie das sein wird, sich beim U-Bahn-Fahren selbst zu hören? "Am Anfang sicherlich sehr komisch. Da werde ich die Reaktion der Leute beobachten" , meint sie schmunzelnd. Neben dem Theater gehört auch das Sprechen von Werbespots zu Schneiders Karrierestationen, beispielsweise für Kukident.

Neues Klangmanagement

Mit der neuen Stimme bekommt auch das sogenannte Klangmangement der Wiener Linien einen Aufputz. Für insgesamt ein bis 1,5 Millionen Euro werden Lautsprecher und Co aufgerüstet, damit die Durchsagen überall gleich gut zu verstehen sind, das typische "Zug fährt ab" soll mit der Verjüngungskur gestrichen werden.

Kaida, der den Wiener Linien bisher seine Stimme geliehen hat, ist schon seit 2004 im Ruhestand und tritt nun auch das Sprecheramt ab, das er weiterhin eingenommen hatte. Der 70-jährige bleibt Präsident des " Verbands Österreichischer Sicherheitsexperten". (juh, DER STANDARD, 4.10.2012)