Wien - Der Wiener Bezirk Währing (18. Bezirk) ist von der Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung besonders betroffen - weil er nicht mitmacht. Seit Anfang der Woche ist es dort eher schwierig, einen freien Parkplatz zu finden. Grund dafür sind oft Pendler, die in anderen Bezirken ihr Auto nicht mehr abstellen können und die nun in Währing ihr Glück versuchen. Der Verdrängungseffekt sei zu erwarten gewesen, zeigte sich Bezirksvorsteher Karl Homole (ÖVP) am Mittwoch wenig erstaunt. An die Einführung des Pickerls denkt er aber trotzdem nicht.

Andere Bezirke außerhalb des Gürtels bzw. Bezirksteile wurden mit Anfang der Woche in eine Kurzparkzone umgewandelt. Lediglich Anrainer mit einer Ausnahmegenehmigung, dem sogenannten Parkpickerl, können dort ihr Auto länger abstellen. Doch Währing ist anders: Dort war von der Bezirksvorstehung eine Befragung angesetzt worden, die ein klares Resultat ergab: 64 Prozent der Bewohner sprachen sich gegen das Pickerl aus.

Kaum mehr freie Parkplätze

"Ich war auch überrascht über das Ergebnis", versicherte Homole heute. Er habe, so betonte er, das Parkpickerl in Währing nicht verhindert, sondern die Bürger gefragt. Und an diese Abstimmung werde er sich halten. Auch wenn er bestätigte, dass derzeit deutlich mehr Autos auf der Suche nach einem Stellplatz durch den Bezirk kreisen: "Das ist nicht zu verleugnen." In manchen Gegenden gebe es kaum mehr Parkplätze.

Einen Antrag auf Einführung des Parkpickerls wird es laut Homole trotz des Gedränges auf der Straße nicht geben. Auch deswegen nicht, weil es dadurch nur erneut zu einer Verlagerung des Problems kommen würde, wie er versicherte: "Wir müssten im Bezirk eine Grenze ziehen, dann hätten wir den Krieg innerhalb des Bezirks." Denn nicht nur in Währing, sondern auch in Hernals oder in Ottakring gebe es kaum mehr freie Plätze - außerhalb der Pickerlzonen.

Die Stadt müsse nun endlich die Vorschläge für ein künftiges Modell der Parkraumbewirtschaftung präsentieren, über das bei der Wiener Volksbefragung kommendes Jahr abgestimmt werden soll, forderte Homole. Noch höre man nämlich davon nichts. "Auch die Bezirke sind bei der Vorbereitung nicht eingebunden", kritisierte der Bezirksvorsteher.

Opposition fordert "Notbremse"

Die Opposition im Rathaus macht sich unterdessen für eine Aufhebung der neuen Parkpickerl-Regelung stark. Was sich seit Montag abspiele, übersteige die "schlimmsten Befürchtungen", befand etwa Wiens ÖVP-Chef Manfred Juraczka in einer Aussendung. Inzwischen würden sogar schon Unternehmer klagen, dass Arbeitnehmer aus dem Umland kündigen, weil sie sich die Parkgebühren nicht leisten können, so Juraczka. Es sei an der Zeit, die Notbremse zu ziehen und ein neues, sinnvolles Verkehrskonzept zu erstellen.

Von "Wildwestszenen" berichtete FP-Klubchef Johann Gudenus. Beschimpfungen, Drohungen und aufgebrachte Anrainer seien direkte Folge der rot-grünen Verkehrspolitik. Der Verdrängungswettbewerb bringe in den neuen "Inkassozonen" nur wenig Erleichterung für die Autofahrer, in den angrenzenden Bezirksteilen bzw. Bezirken gehe es dafür rund. Auch Gudenus forderte, das Parkpickerl bis zur Volksbefragung auszusetzen.

Ungeachtet aller politischen Debatten wird es nun bald ernst. Die in den ersten Tagen gewährte Schonfrist endet: Autofahrer, die ab morgen, Donnerstag, in den neuen Pickerl-Bezirken ohne Pickerl oder Parkschein erwischt werden, müssen zahlen. Die Strafgebühr beträgt 36 Euro. (APA, 3.10.2012)