Die Zeitrechnung der Fernsehdebatten beginnt 1960 mit dem Duell Nixon gegen Kennedy. Damit war ein neues TV-Format erfunden und Wahlkämpfe waren nie mehr so wie zuvor.

Am Dienstagabend stand eine neue Runde an: US-Präsident Barack Obama traf im Fernsehstudio auf seinen republikanischer Herausforderer Mitt Romney. Analysten zufolge hat Letzterer besser abgeschnitten, grobe Patzer hat sich aber keiner der beiden geleistet. 

 

1960: Nixon - Kennedy: Eine schweißtreibende Angelegenheit

Die Schweißperlen auf der Stirn von Richard Nixon waren entscheidend: Der Kandidat der Republikaner wirkte 1960 bei der ersten TV-Debatte der Präsidentschaftskandidaten im Vergleich zu seinem Herausforderer John F. Kennedy unsicher, überfordert und wenig eloquent. 

Nixon hatte abgelehnt, sich für den Fernsehauftritt schminken zu lassen und anscheinend auch die Hitze der Scheinwerfer im Studio unterschätzt. Er wischte sich während der Sendung öfter mit einem weißen Stofftaschentuch den Schweiß von der Stirn. Ein Bild das bei den Wählern nicht gut ankam. Nixon verlor die Wahl gegen Kenndy.

Foto:

1976: Ford - Carter: Die Sowjetunion als Wahlhelfer

Erst 16 Jahre nach der ersten Fernsehdebatte wagten sich die Präsidentschaftskandidaten wieder in den Ring. Das TV-Duell zwischen Präsident Gerald G. Ford und seinem demokratischen Herausforderer Jimmy Carter blieb vor allem wegen Fords Aussagen zur Sowjetunion im Gedächtnis.

Ford sagte: "Es gibt keine Dominanz der Sowjetunion in Osteuropa. Und unter einer Regierung Ford wird das auch niemals der Fall sein." Von dieser Aussage hat sich Ford im Wahlkampf nicht mehr erholt. Er verlor gegen den Demokraten Carter.

Foto:

1980: Carter - Reagan: Ein Witz und 'Are you better off'?

In TV-Duellen geht es meist weniger um Inhalte als um Schlagfertigkeit. Ein Beispiel dafür lieferte der Kandidat der Republikaner Ronald Reagan 1980. Der amtierende Präsident Jimmy Carter griff Reagan wegen dessen Ablehung der allgemeinen Gesundheitsversorgung an. Reagan schüttelte bloß den Kopf, grinste und sagte: "There you go again." Ein inhaltsleerer Satz, der die Angriffe des Gegners als irrelevant erscheinen lassen. Reagan gewann die Wahl.

Aber auch ein zweiter Sager Reagans ist beachtenswert. Am Ende der Debatte sagt er den Wählern sie sollten sich fragen, ob es ihnen heute besser gehe als vor vier Jahren. "Are you better off than you were four years ago?"

Die Republikaner haben den Slogan dieses Jahr wiederentdeckt. Deren Kandidat Mitt Romney stellt diese Frage regelmäßig bei seinen Wahlkampfauftritten.

Foto:

1984: Reagan - Mondale: Eine Frage des Alters

Als Ronald Reagan 1984 für eine zweite Amtszeit kandidierte war sein Herausforderer der damals 54-jährige Demokrat Walter Mondale. Ein Jungspund im Vergleich zu Reagan, der schon 73 war. Auf die Frage eines Journalisten ob Reagan mit seinem fortgeschrittenen Alter noch fit für das Präsidentenamt sei, antwortete er folgendermaßen: "Ich werde die Frage des Alters nicht zum Thema in diesem Wahlkampf machen. Ich werde die Jugend und Unerfahrenheit meines Gegners nicht für politische Zwecke ausnutzen." Ein rhetorisches Lehrstück für Verteidigung und Angriff im selben Satz.

Foto:

1988: Bush - Dukakis: Der gescheiterte Kennedy-Vergleich

Die Präsidentschaftswahl 1988 zwischen George Bush sen. und seinem demokratischen Herausforderer Michael Dukakis ging wegen der Aussage eines Vize-Präsidentschaftskandidaten in die Geschichte der TV-Duelle ein. Der Vize-Kandidat der Republikaner Dan Quayle verglich sich mit John F. Kennedy. Lloyd Bentsen, Vize-Kandidat der Demokraten, wies diesen Vergleich zurück: "Sie sind kein Jack Kennedy." 

Quales Aussage hat den Republikaner im Wahlkampf nicht nachhaltig geschadet. Bush wurde Präsident und Quale war bis 1993 dessen Vize.

Foto:

 

1992: Bush - Clinton - Perot: Der dritte Kandidat

Das bisher einzige Mal traten 1992 drei Präsidentschaftskandidaten zum TV-Duell an. Amtsinhaber George Bush, sein demokratischer Herausforderer Bill Clinton und der parteilose Kandidat und Unternehmer Ross Perot buhlten um die Gunst der Zuschauer.

In Erinnerung blieb 1992 der Moment als Bush mitten in der Debatte einen Blick auf seine Armbanduhr warf. Eine Geste, die ihn als ungeduldig und respektlos erscheinen lies. Clinton gewann zwar die Wahl. Der Uhr-Moment dürfte dafür aber nicht ausschlaggebend gewesen sein.

Vier Jahre später konnte sich Bill Clinton eine zweite Amtszeit gegen den republikanischen Herausforderer Bob Dole sichern. Die Debatten Clinton gegen Dole haben es nicht in die erinnerswerten Debattenhöhepunkte geschafft.

Foto:

2000: Bush - Gore: Ein Kopfnicker

Al Gore versuchte den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner George W. Bush als wenig vorbereitet und unsicher in Detailfragen hinzustellen. Gore fragte dezidiert nach einem bestimmten Gesetz und was Bush dazu zu sagen habe. Dieser ging nicht auf die Frage ein. Stattdessen quittierte er Gores Attacke lediglich mit einem Kopfnicken.

Der Wahlausgang in diesem Jahr war knapp wie nie zuvor. Der Oberste Gerichtshof in den USA untersagte eine Neuauszählung der Stimmen in Florida. George W. Bush galt damit als Wahlsieger.

Bush trat 2004 erneut als Kandidat der Republikaner an. Sein Gegner war der Demokrat John Kerry. Übrig aus dieser Debatte bleibt vielleicht der Moment, als Bush die "Koalition der Willigen" und die Invasion im Irak verteidigte. Bush gewann die Wahl gegen Kerry und sicherte sich eine zweite Amtszeit.

Foto:

2008: Obama - McCain: Respektvoller Ton ohne Höhepunkte

Vor vier Jahren hießen die Gegner bei den Debatten John McCain und Barack Obama. Obama, der als guter Redner bekannt ist, dominierte auch die Debatten gegen den etwas hölzern wirkenden McCain. Der Ton war respektvoll, die Argumente nicht neu - alles in allem eine Debatte, die sich nicht in das nationale Gedächtnis gebrannt hat. (mka, derStandard.at, 2.10.2012)

Foto: