Rom - Im Vatikan fand am Mittwoch die dritte Gerichtsverhandlung im Prozess gegen den früheren Kammerdiener von Papst Benedikt XVI., Paolo Gabriele, statt. Das dreiköpfige Gericht hat dabei einige Gendarmen befragt, die Gabriele verhaftetet und seine Wohnung durchsucht haben. Danach wurde das Verfahren auf Samstag vertagt. An diesem Tag ist das Plädoyer der Verteidigung und auch das Urteil zu erwarten.

Die Gendarmen berichteten Richter Giuseppe Dalla Torre über die Verhaftung Gabrieles und die Durchsuchung in der Wohnung des Kammerdieners, dem Diebstahl vorgeworfen wird. In der Wohnung des Kammerdieners seien unzählige Dokumente beschlagnahmt worden, viele davon befassten sich mit Buddhismus, Freimaurerlogen und Geheimdienste. Die Gendarmen dementierten, dass Gabriele misshandelt worden sei, wie dieser am Dienstag behauptet hatte.

Dem Vater von drei Kindern drohen im Fall eines Schuldspruches vier Jahre Haft, die er in einem italienischen Gefängnis verbüßen müsste. Der Fall hat ein großes Medieninteresse ausgelöst und in Anlehnung an das Enthüllungsportal WikiLeaks auch Schlagzeilen als VatiLeaks gemacht.

Gabriele gesteht Diebstahl

Am Dienstag hatte Gabriele vor Gericht gestanden, vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan entwendet zu haben. Zugleich bekräftigte er vor dem vatikanischen Gericht, dass er als Einzeltäter gehandelt habe. "Ich fühle mich schuldig, das Vertrauen des Heiligen Vaters in mich verraten zu haben, den ich wie ein Sohn liebe", zitierten Prozessbeobachter den ehemaligen Kammerdiener. Gabriele berichtete, dass er bereits 2010 begonnen habe, vertrauliche Dokumente des Heiligen Vaters an die Öffentlichkeit zu bringen. Er versicherte, dass er kein Geld dafür erhalten habe, allerdings seien in den letzten Jahren auch Dokumente über andere Personen des Vatikans an die Öffentlichkeit gekommen.

Gabriele: Wurde von Kardinälen beeinflusst

Gabriele berichtete, dass er von einigen Kardinälen beeinflusst worden sei. Gelegentlich habe er vertrauliche Gespräche mit den Kurienkardinälen Paolo Sardi und Angelo Comastri geführt. Auch mit dem Bischof der italienischen Stadt Carpi, Francesco Cavina, und der Papst-Beraterin Ingrid Stampa, die seit Jahren dessen Bücher redigiert, habe er Meinungen ausgetauscht. Bei der Gerichtsverhandlung am Dienstag wurde auch der Privatsekretär des Papstes, Bischof Georg Gänswein, befragt, der Gabriele als Spion entlarvt hatte.

Gabriele klagte über seine schwierigen Haftbedingungen nach seiner Festnahme am 23. Mai. Über 20 Tage habe er in einer winzigen Zelle verbringen müssen, in der er nicht einmal die Arme ausstrecken konnte. 24 Stunden lang war das elektrische Licht an. Deswegen habe er auch Augenbeschwerden bekommen. Der Kommandant der vatikanischen Gendarmerie, Domenico Giani, erwiderte in einer Presseaussendung, dass Gabriele während seiner Untersuchungshaft stets menschlich behandelt worden sei. (APA, 3.10.2012)