Wien - Ein Fahrzeug-Katalysator verliert im Laufe seines Lebenszyklus etwa die Hälfte der Edelmetall-Beschichtung. Diese Metalle im Feinstaub sind besser löslich als vermutet und können sich in Pflanzen anreichern und sie schädigen, fanden Forscher der Technischen Universität (TU) Wien und der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien heraus. Sichtbare Auswirkungen bemerkt man zwar erst bei Mengen, die selbst an stark befahrenen Straßen noch nicht erreicht werden, doch die Metall-Spuren häufen sich über Jahre hinweg an, könnten von Pflanzen aufgenommen werden und in die Nahrungskette gelangen, so Andreas Limbeck vom Institut für Chemische Technologien und Analytik der TU Wien.

Bisher nahm man an, dass der Verlust der Beschichtung dem Katalysator schade, aber nicht weiter tragisch sei, weil Edelmetalle wie Platin, Rhodium und Palladium reaktionsträge sind, erklärte Limbeck. Mittlerweile wisse man aber, dass sie sich in der Natur durch verschiedene Einflüsse in andere Formen umwandeln können. Platin würde etwa in der Krebstherapie als Zytostatikum eingesetzt, um das Zellwachstum und die Zellteilung zu hemmen. Die Frage sei nun, ob Platin aus Katalysatoren so umgewandelt wird, dass dadurch ein Schaden für die Umwelt und den Menschen entsteht, sagte Limbeck.

Bislang keine Gefahr

Die Forscher untersuchten in dem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt, wie gut verschiedene Böden die Metalle aufnehmen. Während Palladium fast nicht mehr freigegeben wird, hält der Boden Platin und Rhodium in wesentlich geringerem Maß zurück; sie könnten daher von Pflanzen aufgenommen werden, sagte Limbeck. In Gewächshausversuchen mischten die Forscher Rapspflanzen die drei Metalle in den Dünger. "Wir haben gesehen, dass Rhodium in erhöhter Konzentration zum Absterben der Pflanze führt, auch Platin hat negative Auswirkungen", so Limbeck. Palladium würde Raps zwar stressen, sei aber sonst nicht weiter tragisch. Die Metall-Konzentrationen, die momentan in der Umwelt zu finden sind, wären aber weit unter jenen, bei denen man Auswirkungen sah, erklärte er.

Die Wurzeln hatten bei den Versuchen wesentlich mehr aufgenommen als die oberirdischen Teile der Pflanze, sagte Limbeck: "Wenn Kühe oder Schafe auf einer Wiese nahe einer Autobahn grasen, würden sie auf diese Art kaum solche Elemente aufnehmen, weil sie sich nur in der Wurzel anreichern."

Mithilfe von Feinstaub-Messungen schätzten die Forscher auch ab, wie viel Platin ein Mensch am Tag einatmet und wie viel davon im Magen-Darm-Trakt gelöst wird. Dies sei mehr als man bisher vermutet hat, aber nicht so viel, dass es gefährlich wäre, so Limbeck. (APA/red, derStandard.at, 7. 10. 2012)