Malé - Acht Monate nach dem erzwungenen Rücktritt des ersten demokratisch gewählten Präsidenten der Malediven verschärfen sich die Spannungen in dem Inselstaat. Ex-Präsident Mohammed Nasheed ist am Montag nicht zu einer Anhörung vor Gericht erschienen. Er sollte zu Vorwürfen Stellung nehmen, in seiner Amtszeit einen Richter unrechtmäßig suspendiert zu haben. Nasheed widersetzte sich zudem einer Anordnung, die Hauptstadt Malé nur mit richterlicher Erlaubnis zu verlassen. Nasheed fuhr ohne eine solche mit einem Fischerboot auf eine Insel, um Wahlkampf zu betreiben.

Anhänger Nasheeds sagten vergangene Woche, dass der Gerichtsprozess politisch motiviert sei, um seine Kampagne für die Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr zu sabotieren. Abbas Riza, der Sprecher des derzeitigen Präsidenten Mohammed Waheed, wies die Vorwürfe zurück. Das Vorgehen des Gerichts sei gesetzlich gedeckt und "übliche Praxis."

Nasheed war 2008 mit deutlicher Mehrheit zum Präsidenten gewählt worden, im Februar aber zurückgetreten. Später sprach er von einem Staatsstreich von Militär und Polizei und beschuldigte seinen früheren Stellvertreter Waheed, hinter dem Umsturz zu stecken. Waheed führt Nasheeds Mandat, das im November 2013 ausläuft, zu Ende. Nasheed hatte 2008 seinen Amtsvorgänger Maumoon Abdul Gayoom nach 30 Jahren autoritärer Herrschaft in einer demokratischen Wahl besiegt. Unter der Regierung seines Vorgängers war er wiederholt inhaftiert. (APA, 1.10.2012)