Dornenkronenseesterne gefährden Korallen noch stärker als wir Menschen.

Foto: Katharina Fabricius, Australian Institute of Marine Science

Canberra/Wien - Das Great Barrier Reef ist das größte Korallenriff der Welt und sogar vom Weltraum aus sichtbar. Doch wie lange noch? In den vergangenen 27 Jahren ist die Korallendecke nämlich um mehr als 50 Prozent geschrumpft, schreiben australische Forscher im Fachblatt "PNAS". Und wenn sich der Trend fortsetzt, könnten in den nächsten zehn Jahren weitere 50 Prozent verschwinden, ergänzt ein beteiligter Wissenschafter.

Hauptursache ist nicht die Erwärmung des Meeres und die dadurch verursachte Korallenbleiche. Nur zehn Prozent der Verluste der Korallen gehen nach Angaben der Forscher darauf zurück. Viel verheerendere Folgen hatten schwere Stürme (48 Prozent) und der Befall mit Dornenkronenseesternen (42 Prozent). "Wir können die Stürme nicht verhindern, aber vielleicht können wir die Seesterne eindämmen", meinte John Gunn vom Australischen Institut für Meereskunde. "Wenn uns das gelingt, haben die Korallen eine bessere Chance, sich an die höheren Wassertemperaturen und die Versauerung der Meere anzupassen."

Doch das wird nicht einfach: Ein einziges Exemplar, das bis zu 23 Arme haben kann und pro Tag eine faustgroße Koralle vertilgt, kann pro Jahr bis zu 50 Millionen Nachkommen produzieren. Wenn das Ökosystem aus dem Gleichgewicht ist und Feinde wie Riesenmuscheln und -schnecken dezimiert sind, vermehren sich die Dornenkronenseesterne rasant und fallen - ähnlich wie Heuschreckenschwärme an Land - zu Hunderttausenden ein. (APA, tasch, red, DER STANDARD, 2.10.2012)