Kabul - Bei einem Gefecht in der ostafghanischen Provinz Wardak sind drei afghanische Soldaten und zwei ausländische Angehörige der Internationalen Schutztruppe ISAF getötet worden. Die ISAF teilte am Sonntag mit, zunächst sei man von einem "Insider-Angriff" ausgegangen, also von einem erneuten Angriff afghanischer Soldaten auf westliche Truppen. "Möglicherweise" hätten aber auch Aufständische geschossen. Der genaue Hergang werde untersucht. Bei den ausländischen Opfern handle es sich um einen Soldaten und einen zivilen Angestellten der Schutztruppe.

Ein Sprecher der Provinzregierung sagte, ein Streit zwischen den Ausländern und den Afghanen bei einer gemeinsamen Operation am Samstagabend habe zu einem Feuergefecht zwischen den Verbündeten geführt. Die ISAF teilte in einer Mitteilung und einer Pressekonferenz in Kabul mit, nach einem "kurzen Gespräch" zwischen ISAF-Personal und afghanischen Soldaten seien Schüsse gefallen. "Wir bedauern die Verluste an Menschenleben bei diesem tragischen Vorfall zutiefst."

Zur Nationalität der getöteten Ausländer äußerte sich die ISAF nicht. Die "New York Times" berichtete, es habe sich um Amerikaner gehandelt.

Die Zahl von "Insider-Angriffen" afghanischer Sicherheitskräfte auf ISAF-Soldaten hat dramatisch zugenommen. Ohne den jüngsten, noch nicht bestätigten Vorfall in Wardak wurden in diesem Jahr bereits 51 ISAF-Angehörige getötet. Im vergangenen Jahr waren es 35 gewesen. Das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtete unter Berufung auf einen internen Bericht des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND), die Zahl dieser Angriffe auf westliche Soldaten werde weiter zunehmen.

Wegen der zunehmenden Bedrohung hatte die ISAF vor knapp zwei Wochen die Zusammenarbeit mit den afghanischen Sicherheitskräften eingeschränkt. Dieses sogenannte "Partnering", bei dem Afghanen und Ausländer beispielsweise gemeinsam auf Patrouille gehen, gilt als Kernelement für die Ausbildung der einheimischen Sicherheitskräfte. Sie sollen Ende 2014 die Verantwortung im ganzen Land übernehmen. Dann soll ein Großteil der ausländischen Soldaten abgezogen sein. (APA, 30.9.2012)