Wien - "Es war unsere bisher erfolgreichste Spielzeit", verkündete Ali Abdullah, Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Off-Theaters Garage X am Donnerstag bei der Präsentation des neuen Programms. Man könne sich über einen Zuschaueranstieg von 10 Prozent und damit eine Auslastung von 86 Prozent freuen, in 151 Vorstellungen haben man Projekte bestmöglich umgesetzt und auch die internationale Vernetzung vorangetrieben. Auch in der neuen Saison gebe es viel Erfreuliches: die Nominierung für den Sonderpreis des Nestroy und mit Michel Houellebecqs "Karte und Gebiet" sowie Andrej Tarkowskijs "Das Opfer" einige Highlights unter dem Leitmotiv "Schuld und Schulden". Weniger rosig sehe es allerdings budgetär aus, ergänzte Harald Posch, ebenfalls Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer.

Die vierte Saison der Garage X eröffnet am 19. Oktober der Schauspieler August Diehl mit seiner Band unter dem Motto "Hands Up - Excitement!". Der zweite Teil folgt am nächsten Abend: Hier sucht Julius Deutschbauer mit einer hochkarätig besetzten Jury die unpolitischste Theaterproduktion Wiens. Mit auf der Liste sei der Spezialpreis für die "Größte Politische Dramaqueen" - dieser gehe bereits fix an Peter Turrini für seine Rede bei der letzten Nestroy-Preisverleihung. Ein bisschen ernster wird es mit der Inszenierung von Andrej Tarkowskijs letztem Film "Das Opfer" durch den Burgschauspieler Philipp Hauß. "Auch nicht unschwierig, diesem Stoff etwas abzuringen, was heute, jetzt und hier Gültigkeit hat", erklärte Posch gegenüber. Die Österreichische Erstaufführung feiert am 31. Oktober Premiere.

"Kuttner erklärt die Welt"

Bereits ein Fixpunkt im Programm ist "Kuttner erklärt die Welt", der Videoschnipselvortrag von und mit Jürgen Kuttner. Ganz neu dagegen ist die Dramatisierung von Michel Houellebecqs aktuellem Roman "Karte und Gebiet", die von Abdullah und Dramaturgin Hannah Egenolf eigens für die Garage X geschrieben wurde. Diese Reflexion über den Kunstmarkt und sinnvolle Utopien ist eine Koproduktion mit der ARGEkultur Salzburg - und irgendwie werde auch der zerstückelte Autor selbst vorkommen, schmunzelte Abdullah (Premiere 21. November). Eine Realfarce über den Zwang kreativ zu sein, frei zu leben und jede Menge Ponys liefert dann "Ponys. Eine Aufladung" der jungen Autorin Anna Gschnitzer.

Mit "We Love Africa and Africa Loves Us" von Marcus Öhrn, Nya Rampen und der Gruppe Institutet kehren die Macher von "Conte d'Amour" zurück auf die Bühne am Petersplatz und setzen in ihrer Geschichte der Familie Fritzl dort an, wo sie letzte Saison aufgehört haben. Im Jänner 2013 feiert noch eine Adaptierung eines Films Premiere: Alexander Simon, Mitglied des Hamburger Thalia Theaters inszeniert Fatih Akins preisgekrönten Film "Gegen die Wand". Eine Vorschau auf das Frühjahr 2013 gibt es auch mit "Call Me God" von Gian Maria Cervo, Marius von Mayenburg, Albert Ostermaier und Rafael Spregelburd, das sich mit den Sniper-Morden 2002 in Washington auseinandersetzt.

Mehr Mittel und größere Räumlichkeiten gefordert

Die Freude über die Nestroy-Nominierung sei natürlich groß, so Posch. "Besonders freuen wir uns, dass wir für eine gesamte Spielzeit ausgezeichnet werden könnten und nicht nur für ein Stück. Und dass wir nicht als Off-Theater nominiert wurden." Dennoch sei nicht alles so erfreulich, vor allem was die finanziellen Mittel des Theaters anbelange. "Leider sind wir keine Bank, sonst könnten wir einen Rettungsschirm beantragen", so Abdullah. "Uns geht langsam die Wettbewerbsfähigkeit verloren", ergänzte Posch. Im internationalen Vergleich seien einfach mehr Mittel und größere Räumlichkeiten gefordert, Künstler würden oftmals größere Bühnen und Kulissen brauchen. "Dabei greift uns die Stadt Wien ganz gut unter die Arme", so Posch weiter. Schwieriger sei es mit dem Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur. "Eine offene Baustelle", diagnostizierte der Geschäftsleiter.

Immer noch bestehe ein großes Missverhältnis zwischen den Mitteln für die Großbühnen und den Mittelbühnen. "Wir als Mittelbühnen erhalten nur ein Prozent der Gelder, obwohl wir inzwischen 30 Prozent des Publikums haben", meinte Posch. Vor allem die fehlende Indexanpassung über vier Jahre mache der Garage X zu schaffen. Das sei "natürlich existenzbedrohend". "Wir behelfen uns mit Koproduktionen, aber das darf auch nicht zum Regelfall werden, dass andere Theater ihr Geld für uns ausgeben", so Posch. Die Gespräche der Plattform zeitgenössischer Theater- und Tanzhäuser mit dem Ministerium machen dabei nicht viel Hoffnung: Die Absichtserklärung sei da, aber noch kein Weg gefunden. Trotzdem hat das Führungsduo Abdullah und Posch bereits neue Pläne: Größere Räumlichkeiten sollen her. Garage XL quasi. Wo genau diese liegen werden, ist noch unklar. "Aber das Konzept ist schon eingereicht", so Posch abschließend. (APA, 27.9.2012)