Wissen, was zählt: Kämpfen und zaubern.

Screenshot: derStandard.at/gpi

Die Story wird in kleinen Comic-Sequenzen fortgeführt.

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Gegner, die mit einem kritischen Schlag erledigt werden, explodieren zuweilen recht blutig.

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Entspannend: Auch die Angelrute hat der Held wieder im Gepäck.

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In der Wüste bedienen sich die Gegner mitunter Sandstürmen.

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Große Zwischengegner sind mitunter schwer zu schlagen,...

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...dafür aber meist nett präsentiert.

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Das perfekte Paar: Fernkämpferin meets Haudrauf.

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Die Evolution eines Helden im Verlaufe des Spiels.

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Im Oktober 2009 hat Runic Games das Action-RPG Torchlight auf den Markt gebracht. Ein kurzweiliges Schnetzelspiel mit wenig Story-Tiefgang und enormen Anlehnungen an Diablo. Vor kurzem ist der Nachfolger erschienen. Ein kurzweiliges Schnetzelspiel mit wenig Story-Tiefgang, enormen Anlehnungen an Diablo und Multiplayer.

Vorbildhaft

Ja, tatsächlich, viel verändert hat sich nicht. Im ersten Teil begab man sich in die Katakomben unter der gleichnamigen Stadt und wurde schon zu Spielbeginn mit einer Melodie überrascht, die dem ersten Musikstück des offensichtlichen Vorbilds stark ähnelt. Torchlight verdiente sich damals - und nicht zu Unrecht - den Namen "Diablo 2.5". Das größte Manko war der fehlende Multiplayer-Modus, der mittlerweile von Moddern in einer rudimentären Form realisiert wurde.

Eine Scharte, die von Runic ausgemerzt wurde. Gleich vorweg: Wer Torchlight mochte oder gerne Diablo spielt, ist auch bei Torchlight 2 gut aufgehoben. Die Ähnlichkeit des Spieles geht sogar soweit, dass das Game auch in Sachen Gestaltung die gleiche Evolution durchlebt. Statt Ebene um Ebene hinabzusteigen, werden nun weitläufige Landschaften auf der Oberfläche erforscht, auf denen sich Eingänge zu zahlreichen Dungeons wiederfinden.

Abwechslung fürs Auge

Runic hat sich dabei um Abwechslung bemüht. Obwohl die Grafik sich im Vergleich zum Vorgänger nur leicht verbessert hat (das Spiel baut nach wie vor auf der OGRE-Engine auf), bieten die mit allerlei Details gespickten Wiesen-, Schnee- und Wüstenlandschaften nebst verschiedener Höhlen und Untergrundarchitekturen angenehme Abwechslung fürs Auge.

Die Palette reicht vom typischen Waldweg über düstere Kristallminen bis hin zu Tempelkonstruktionen mit Steampunk-Flair, die ein wenig an die Zwergenanlagen in Skyrim erinnern. Dazu passend variieren auch die zahlreichen Gegner. Obendrauf spendiert Runic Wettereffekte und Tag-/Nachtwechsel. Insgesamt ist Torchlight 2 ein hübsches Spiel. Dass alles selbst für den comichaften Look trotzdem etwas grobschlächtig gehalten ist, offenbart sich erst beim Heranzoomen ans Geschehen.

Quintessenz

Die Entwickler haben die Quintessenzen des Genres, das heitere Schnetzeln von Feindesmassen und Bossgegnern und die Jagd nach dem nächsten Levelaufstieg und besseren Items, abermals gut erfasst. Einmal losgelegt, vergeht die Zeit wie im Fluge. Leerläufe gibt es kaum. Wenig Grund für Beschwerden liefert auch die akustische Untermalung. Hier und da wünscht man sich aber neue Musikstücke herbei.

Klassenquartett mit Haustier

Angehende Helden dürfen das Abenteuer mit einer von vier Klassen bestreiten. Der "Engineer" (einst "Railman") ist ein Nahkämpfer, der sich auch gerne der Maschinentechnik bedient. Der Berserker hingegen verkörpert den typischen Haudrauf mit animalischen Extras, der viel einsteckt und austeilt, der Outlander bevorzugt den Fernkampf und einfache Magie, der Embermage vernichtet Gegner mit Elementar-Attacken.

Zusätzlich wird ein Haustier gewählt, das dem eigenen Recken auf den Fersen bleibt. Es schaltet sich in Kämpfe ein, trägt Halsbänder und Tags zur Aufwertung und schleppt überschüssige Gegenstände. Ist kein Platz mehr im Inventar, kann das Tierchen vollbepackt in die Stadt geschickt werden, um die Fundstücke zu verscherbeln.

In Torchlight 2 darf auch wieder geangelt werden. Neben Items lassen sich diverse Fische erhaschen, die das Pet temporär oder permanent in ein kampfkräftiges Monster verwandeln.

Ein knapper Vorwand

In den Hintergrund rückt die Geschichte, die in Dialogen und kurzen Comic-Zwischensequenzen weitergesponnen wird. Diese wurden von Klei Entertainment (Eets, Shank) produziert, sind nett anzusehen, können mit den aufwendigen CGI-Cutscenes aus den Blizzard-Studios aber freilich nicht mithalten. Die Story von Diablo 3 ist zwar ebenfalls nicht übermässig ausgefeilt, hat aber definitiv mehr zu bieten als jene von Torchlight, die offenkundig nicht mehr als ein Alibi für den Feldzug gegen die Monsterhorden darstellt.

Grundsätzlich befindet man sich auf der Jagd nach einem Alchemisten, der durch das nach wie vor lebendige Herz von Ordrak - dem Endgegner des ersten Teils - in den Wahnsinn getrieben wurde. Nun zieht er mordend durch die Lande und bringt die Elemente der Welt aus dem Gleichgewicht.

Von Gegenständen...

Seine Ausrüstung erhält der Spieler in der Regel aus der Itemsammlung, die die Gegner hinterlassen. In den Lagern finden sich zwar Händler, deren Sortiment ist den Fundstücken aber meist unterlegen. Die Items können von auf dem Weg auffindbaren NPCs mit Zaubern aufgewertet und mit Sockeln versehen werden.

In diese lassen sich Edelsteine stecken, die in der Regel Angriffs- und Verteidigungswerte hinsichtlich eines bestimmten Schadenstyp verbessern. Es existieren auch Sets, deren Ausstattung in Kombination zusätzliche Boni bietet.

...und Levelaufstiegen

Sind genug Gegner über die Klinge des eigenen Heroen gesprungen, wird aufgelevelt. Pro Aufstieg gibt es fünf Charakterpunkte, die auf Grundwerte wie Stärke oder Beweglichkeit gelegt werden können. Mit einem Skillpunkt können aktive und passive Fertigkeiten freigeschaltet und erweitert werden, wobei manche Fähigkeiten und Ausbaustufen erst ab einem gewissen Level verfügbar sind. Das gesamte Sortiment an Skills lässt sinnvolle Variationen zu, ohne dabei unübersichtlich zu werden.

Ausbalanciert

Das Balancing des Spieles ist gelungen. Im Schwierigkeitsgrad "Normal" sind kleinere Gegneransammlungen kaum ein Problem. Große Anhäufungen mit Spezial- oder Bossgegnern nötigen vor allem im späteren Verlauf dafür desöfteren zur taktischen Flucht.

Wer es noch härter angehen will, findet darüber hinaus noch zwei weitere Herausforderungsstufen sowie eine Einstellung, bei der nach einmaligem Ableben das Spiel beendet ist. Ansonsten hat man die Wahl, nach dem Tode kostenlos wieder in der Stadt zu starten oder gegen Entgelt entweder am Eingang des Dungeons oder an Ort und Stelle.

Allein zuhaus

Was grundsätzlich gesagt werden sollte: Torchlight verfügt über einen Multiplayermodus per Internet und LAN. Die Singleplayerkampagne findet aber ausschließlich am Rechner des Spielers statt. Serverprobleme und Lags beim Einzelspielererlebnis, wie sie bei Diablo 3 nach dem Start zahlreich gemeldet wurden, gibt es daher nicht.

Der kooperative Mehrspielerpart mit optionalen PvP-Kämpfen unterstützt bis zu sechs Spieler pro Server. Bei zwei Testläufen funktionierte das Spiel online quasi ohne merkbarer Verzögerung und mit nur seltenen Lagsprüngen. Erschlagene Gegner und geöffnete Kisten erzeugen für jeden Spieler die Beute individuell. Man kann für die Mehrspielerpartien eine neue Figur kreieren oder mit einem bestehenden Avatar in die Schlacht ziehen. Zugriff auf liebgewonnene Reservegegenstände gibt der Shared Stash.

Fazit

Was bleibt übrig? Torchlight präsentiert sich auch in seiner zweiten Ausgabe als charmanter, kleiner Bruder von Diablo und hat dabei an Nettospielzeit zugelegt. Die Monsterhatz, die Jagd nach Level-Ups und Items macht Spaß. Die Multiplayer-Option sorgt für mehr Langzeitfreude und bedient auch Spieler, die von Blizzard im Stich gelassen wurden (LAN-Modus).

Andererseits folgt Runic mit dem Spiel ausgetretenen Pfaden. Die Innovationen im Vergleich zum eigenen Vorgänger halten sich in Grenzen, fast alles war irgendwann einmal schon da bzw. findet sich auch in Diablo 3. Es stellt sich aber die Frage, wieviel Innovation ein Konzept wie Hack & Slay-RPGs überhaupt vertragen.

Die Antwort bleibt das Spiel zwar schuldig, es muss sie in Wahrheit aber auch gar nicht geben. Was da ist, funktioniert gut. Vorlagen fehlen innerhalb des Genres ohnehin. Wie bereits erwähnt: Wer solche Spiele mag, legt die knapp 19 Euro auf Steam gut an.

Bleibt noch abzuwarten, wie Runics Vorstoß in den Onlinerollenspiel-Bereich gelingt. Die Entwickler basteln schon seit geraumer Zeit an einem Torchlight-MMO. (gpi, derStandard.at, 30.09.2012)