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ORF-Chef Alexander Wrabetz.

Foto: APA/Neubauer

Wien - ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sieht die Medien vor großen technologischen Herausforderungen. "Jetzt ist sie da - die Phase der finalen Konvergenz", sagte Wrabetz am Mittwoch bei den Österreichischen Medientagen. Für das Fernsehen sieht er dabei gute Chancen: "Fernsehen ist das Leitmedium und bleibt es auch." 2011 sei in Europa das Jahr mit dem höchsten TV-Konsum aller Zeiten gewesen. In Österreich sei der Fernsehkonsum von 127 Minuten im Jahr 1991 auf 167 Minuten im Jahr 2011 gestiegen, und die Tagesreichweite des ORF liege über 50 Prozent.

Hochauflösendes HD-Fernsehen habe zu einem "neuen Boom" geführt, so Wrabetz. Das Fernsehen stehe nun aber "weltweit vor einem der größten Technologiesprünge". Mobile Plattformen und die Möglichkeiten des Internets würden mit dem Fernsehen verschmelzen. Sogenanntes Smart-TV werde das Niveau der aktuellen Tablets erreichen. Für den ORF sei es dabei wichtig, weiter "ungehinderten Zugang zu unserem Publikum" zu haben, "wir brauchen keine Gatekeeper, die Wertschöpfungskette darf nicht geschmälert werden, die Verantwortung für das Programm muss bei uns bleiben", so Wrabetz in Anspielung auf große Player wie Apple.

Bei den Inhalten müsse der ORF vor dem Hintergrund dieses technologischen Umbruchs seine Stärken stärken: Live-Information aus der ganzen Welt, Live-Information aus Österreich, Live-Sport, Kultur-Events, Top-Shows und Top-Programme wie das zuletzt extrem erfolgreiche "Braunschlag" - "mit diesen Inhalten hat das Fernsehen auf allen Plattformen der finalen Konvergenz Zukunft". Entscheidend für den Erfolg sei aber, die "digitalen Verkehrswege zu unseren Kunden zu verteidigen", erklärte der ORF-Generaldirektor.

Sky: Content zählt

Sky Deutschland-Chef Gary Davey sieht die Fernsehunternehmen ebenfalls vor einer "interessanten Weggabelung" stehen. Es müsse eine Selbstverständlichkeit sein, als Programmanbieter auf allen Plattformen zu sein. Da es zum Fernsehen keine Zugangsbarrieren mehr gebe, komme es auf den Inhalt an: "Was zählt ist der Content", so Davey. Man müsse den Menschen etwas bieten, worüber sie reden, etwa wenn sie sich in der Früh im Büro "beim Wasserspender" treffen. Soziale Medien wie Facebook oder Twitter seien dabei der moderne "Wasserspender", ein Sammelplatz, an dem man sich auch über Programminhalte austauscht.

Inhaltlich sieht der Sky-Manager das Ende von Reality- und Casting- und Tanz-Shows gekommen. Der Lebenszyklus dieser Formate neige sich dem Ende zu. Die Fernsehzukunft gehöre großen und hochqualitativen Drama-Produktionen, wie sie in den USA etwa Pay-TV-Sender wie HBO oder AMC zeigen. Das kreative Potenzial ist in den vergangenen Jahren von den großen Broadcastern zu diesen Kabelsendern gegangen. Der Bezahlsender Sky setze deshalb auch auf eine Kooperation mit HBO und stellt Inhalte des Senders - aktuell etwa die Serie "Boardwalk Empire" - parallel zur US-Ausstrahlung auf Abruf zur Verfügung. Auch Sky will in der Zukunft hochwertige eigenproduzierte Drama-Serien anbieten. "Das ist nicht ganz billig, und es braucht kreatives Potenzial dafür. Und was immer wir machen, es muss anders und besonders sein", so Davey. (APA, 26.9.2012)