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Der neue Chef der Liberaldemokratischen Partei freut sich. Shinzo Abe ist außenpolitisch für einen harten Kurs gegen China bekannt.

Foto: tsuo Inouye/AP/dapd

Tokio - Er gibt sich gegen China hart, will Japans pazifistische Verfassung ändern und das Land an der Seite der USA stärken: Japans Ex-Premier Shinzo Abe will zurück an die Macht. Seine Liberaldemokratische Partei (LDP) hat Aussicht, bei den nächsten Wahlen wieder stärkste Kraft zu werden. Der rechtskonservative Politiker und außenpolitische "Falke" wurde am Mittwoch zum Vorsitzenden der oppositionellen LDP gewählt. Abe ist bekannt für seine harte Haltung gegenüber China, mit dem Japan derzeit um Inseln im Ostchinesischen Meer streitet.

Der 58-Jährige war von der damals regierenden LDP 2006 zum Premier gemacht worden, hatte jedoch nach nur einem Jahr das Handtuch geworfen. Bei der möglicherweise bald anstehenden Parlamentswahl will Abe seine Partei zurück an die Macht führen, die sie 2009 an die Demokratische Partei (DPJ) von Ministerpräsident Yoshihiko Noda verloren hatte. Nach Umfragen könnte die LDP wieder zur stärksten Kraft im Lande werden.

Selbstbewusster

Abe hatte während seiner kurzen Zeit als Premier den Traum eines " schönen Japan" verfolgt. Er setzte eine Erziehungsreform durch, um den Kindern wieder verstärkt Vaterlandsliebe zu vermitteln. Die unter amerikanischer Federführung verfasste pazifistische Nachkriegsverfassung wollte er durch eine "japanische" ersetzen und Japan an der Seite der Schutzmacht USA zu einer wieder selbstbewussteren Nation machen.

Doch Affären um seine Minister, von denen mehrere zurücktraten und sich einer umbrachte, ließen Zweifel an Abes Führungsqualitäten aufkommen. Sein plötzlicher Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen stieß auf breite Kritik. Nun empfiehlt sich der 58-Jährige erneut als starker Mann. Er will den im Volk unbeliebten Premier Noda zu Neuwahlen drängen. Im Streit mit China um die in Japan Senkaku und in China Diaoyu genannten Inseln sprach sich Abe dafür aus, Japans Kontrolle über die Inseln zu stärken.

Hintergrund der Feindseligkeiten ist auch Japans Umgang mit seiner Kriegsvergangenheit. So pilgern wiederholt japanische Politiker wie der neue LDP-Chef Abe zum umstrittenen Yasukuni-Schrein für Japans Kriegstote in Tokio. Dort werden auch Kriegsverbrecher geehrt. (red, DER STANDARD, 27.9.2012)