Sie wird immer sinnloser, diese stur eingehaltene, jährlich immer wiederkehrende Zwischeneiszeit.

Foto: Christian Fischer

Pro: Zu kalt für Pfirsich Melba
Von Irene Brickner

Was den Winter auszeichnet, ja, was ihn von anderen Jahreszeiten unterscheidet, ist die Kälte. Weder Funktionskleidung noch Straßenbahnheizung oder der Klimawandel können darüber hinwegtäuschen, dass in Österreich von spätestens Oktober bis frühestens April Temperaturen herrschen, die die Menschen dazu bewegen, so wenig Körperwärme wie möglich zu verschwenden. Im Gegenteil, gewöhnliche Mitteleuropäer drängt es dazu, sich in dieser unwirtlichen Zeit auch von außen möglichst viel Celsiusträchtiges zuzuführen: heißen Tee etwa oder Suppe oder auch Punsch, wenn es denn sein muss, weil man an jeder Straßenecke in einen entsprechenden Stand hineinrennt. Was eine solche winterleidende Person nicht will, ist Eis-Essen, denn das könnte die innere Temperatur der äußeren gefühlsmäßig annähern. Insofern ist es kein großes Malheur, wenn man im Schneegestöber nicht ums Eck auf eine Portion Pfirsich Melba gehen kann. Und wer das bei Minusgraden trotzdem braucht, hat im Supermarkt-Tiefkühlregal reiche Auswahl.

Kontra: Unnötige Zwischenzeit
Von Roman David-Freihsl

Sie wird immer sinnloser, diese stur eingehaltene, jährlich immer wiederkehrende Zwischeneiszeit. Ein kurzes Schneeschauern vielleicht im November, dann wird's wieder bacherlwarm bis nach Weihnachten und zuletzt vielleicht ein, zwei schneewechtige Wochen im Februar. Hallo! Schon mal was von Klimawandel gehört? Sogar die südländischen Pflanzen und Viecherln haben es längst überrissen und wandern zielsicher nordwärts. Höchste Zeit, dass auch die Eismischerzunft endlich darauf reagiert. Denn trist ist sie allemal noch, diese Zeit zwischen Herbstende und Frühlingsbeginn, so kurz sie inzwischen auch sein mag. Die langen Nächte und kurzen Tage; in der Früh bei Dunkelheit raus, am Abend im Finstern wieder heim - da gilt es aufkommende Schwermut zu bekämpfen, den Trübsinn runterzuschlucken und zwar mit: genau, mit Süßem! Stattdessen stehen wir vor runtergelassenen Rollläden, verpickten Auslagenscheiben oder mit kitschigem Tand gefüllten Eisdielen. Und wir denken uns: Ach, leck mich ... Eben nicht. (Rondo, DER STANDARD, 28.9.2012)