Der Herbst ist da, und trotzdem wird alles gut. Kann schon sein, dass jetzt diese graue Zeit kommt, zu der man wegen der äußeren Umstände nicht weiß, ob man gerade aufstehen oder schlafen gehen soll; kann schon sein, dass diese Nebel kommen, die sich so seltsam auf die Stimmung schlagen. Trotzdem wird alles gut - man muss nur die richtige Beschäftigung finden.

Lektüre, die uns weiterbringt im Leben, zum Beispiel, und die gibt es durchaus, man muss nur die Herbstprogramme der Verlage studieren. Da lernen Frauen, "lieber rotzfrech als kreuzbrav" zu sein (endlich einmal ganz was Neues), da lernen Männer und Frauen, sich nicht mehr von der " Tyrannei des Glücks" sekkieren zu lassen und überhaupt mit all diesem Stress Schluss zu machen. Zum Beispiel dem, zu glauben, dass uns "immer alle lieb haben" müssen. Katzen wissen das längst, "ziehen rechtzeitig ihre Grenzen", und das "sollen auch wir Menschen tun". Wer nun aber für Tierbeobachtung keine Zeit hat, studiere "Leben wie eine Katze II".

Sind wir hernach ungeliebt, rotzfrech und glücklich unglücklich, machen wir uns ans Reichwerden - das geht sich noch aus bis zum Winter. Dauert einen flotten Tag, den (plus 598 Euro) kostet das Seminar "Lizenz zum Geldverdienen", das "mindestens" eine Verdreifachung von Einkommen und Marktwert einbringt.

Dermaßen illusioniert träumen wir dann übergangslos weiter. Im Winterschlaf. (Renate Graber, DER STANDARD, 26.9.2012)