Nahezu alle Migranten geben an, im Berufsalltag Deutsch zu sprechen - sowohl mit Kollegen als auch mit Geschäftspartnern.

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Wien - Arbeitnehmer mit Migrationshintergrund beherrschen mehr Sprachen als Nichtmigranten. Durchschnittlich beherrschen sie 2,9 Sprachen, Spitzenreiter sind (neben Deutsch) Englisch, Serbokroatisch und Türkisch. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag der Wiener Arbeiterkammer, für die 2.300 Wiener Arbeitnehmer aus elf Herkunftsregionen befragt wurden.

Mehr als ein Drittel der Befragten spricht sogar eine vierte oder fünfte Sprache. Bei Personen ohne Migrationshintergrund sind es 2,4 Sprachen. Spitzenreiter sind der Umfrage zufolge Personen mit russischem oder ukrainischem Migrationshintergrund, die durchschnittlich 3,5 Sprachen sprechen. Danach folgen Zuwanderer aus Afghanistan, Bangladesch, Indien, Pakistan und dem Iran (3,4 Sprachen).

Englisch, Deutsch, Serbokroatisch, Türkisch

Fast die Hälfte (48 Prozent) der Befragten spricht demnach Englisch. Platz zwei belegen die Sprachen der (nach den Deutschen) größten Zuwanderergruppen: Serbokroatisch und Türkisch. Eine vierte oder fünfte Sprache beherrschen der Umfrage zufolge vor allem Zuwanderer aus Russland, der Ukraine sowie aus Afrika und dem arabischen Raum. 

Weiters geben 60 Prozent der Befragten an, über gute schriftliche und mündliche Deutschkenntnisse zu verfügen. Mit 96 Prozent sagen nahezu alle Migranten, im beruflichen Alltag Deutsch zu sprechen - sowohl mit Kollegen als auch mit Geschäftspartnern. Lediglich bei Hilfstätigkeiten und im hoch qualifizierten Bereich spielen Deutschkenntnisse eine untergeordnete Rolle. 70 Prozent geben außerdem an, ihre nichtdeutsche Alltagssprache auch im beruflichen Leben zu verwenden.

Arbeiterkammer sieht enormes Potenzial

Für Gabriele Schmid, Leiterin der Abteilung Bildungspolitik in der Wiener Arbeiterkammer, sind die Fremdsprachenkenntnisse der Migranten ein enormes Potenzial für Wirtschaft und Gesellschaft. "Da liegt ein Sprachschatz, den man heben sollte", erklärte sie in einer Aussendung. Statt Migranten nur an ihren Deutschkenntnissen zu messen, sollte man ihre Sprachkompetenzen noch besser nützen. Das gelte etwa für Betriebe, die Verwaltung, Krankenhäuser und Schulen. (APA, 25.9.2012)