Gehirnmetastasen sind häufige, begleitende Komplikationen, die andere Krebsarten, wie Lungen-, Brust- und Hautkrebs, mit sich bringen. Forscher an der MedUni Wien haben nun die Immunantwort des Gehirns auf einwachsende Metastasen erstmals genau charakterisiert. Das könnte die Entwicklung von neuen, schonenderen Therapie-Möglichkeiten anstoßen.

"Die aktivierten Fresszellen werden vom Tumor geradezu überrannt, und auch die weißen Blutkörperchen sind im Kampf gegen die Metastasen zu schwach und müssten erst angekurbelt werden", erklärt der Onkologe Matthias Preusser von der Universitätsklinik für Innere Medizin I und vom Comprehensive Cancer Center (CCC), einer gemeinsamen Einrichtung von MedUni Wien und AKH Wien.

Zu schwacher Wall von Fresszellen

Hirnmetastasen verbreiten sich ausgehend von Tumoren in anderen Körperbereichen bis ins Gehirn. Im Rahmen der aktuellen Forschungstätigkeit untersuchten Wissenschafter das Autopsiegewebe von Gehirnen mit Metastasen, die ursprünglich von Brustkrebs-, Lungenkrebs- oder Hautkrebserkrankungen stammten. Die Forscher stellten fest, dass die Metastasen im Gehirn zwar auf einen Wall von Fresszellen treffen, dieser aber zu schwach ist, um die Tumorbildung erfolgreich zu bekämpfen. Um das zu erreichen, müssen die weißen Blutkörperchen (Lymphozyten) als zweite Instanz der Immunabwehr stärker aktiviert werden.

Diese Erkenntnisse könnten dazu beitragen, neue Therapie-Strategien zu entwickeln, die dahin abzielen, die weißen Blutkörperchen oder andere Teile des Immunsystems stärker zu aktivieren. Das kann medikamentös, wie zum Beispiel durch Antikörpertherapien oder Impfungen, vor sich gehen.

Standardbehandlung Bestrahlung

300 bis 400 Patienten mit Hirnmetastasen werden jährlich an der MedUni Wien behandelt. Die Standard-Behandlung ist in den meisten Fällen eine Bestrahlung des Kopfes beziehungsweise eine Gesamtbestrahlung des Gehirns, die gewisse Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Nur in geringem Maße sind auch medikamentöse Behandlungsmethoden bei bestimmten Krebs-Arten verfügbar. Preusser: "Unsere Erkenntnisse könnten ein wichtiger Schritt in Richtung der Entwicklung solcher schonenderer Behandlungsmöglichkeiten sein." (red, derStandard.at, 25.9.2012)