Madrid - Eine Sammlung von Kunstwerken, die renommierte Maler während der Franco-Diktatur in Spanien (1939-1975) der baskischen Untergrundorganisation ETA vermacht hatten, ist spurlos verschwunden. Wie die Zeitung "El País" am Sonntag berichtete, gehörten dazu Bilder von Meistern wie Joan Miro, Antoni Tapies oder Joan Brossa.

Die ETA hatte 1970 baskische Studenten in Frankreich, Chile und Mexiko dafür gewonnen, bedeutende Künstler darum zu bitten, der ETA Werke zu vermachen. Die Bilder sollten den Grundstock für die Sammlung eines geplanten "Baskischen Kunstmuseums" bilden. Zwei in Paris lebende Studenten gewannen nach Angaben des Blattes den Regime-Gegner Miro (1893-1983) für das Projekt. Der Katalane stiftete nicht nur selbst ein Werk, sondern stellte auch den Kontakt zu anderen Künstlern her. Jose Mari Larramendi, einer der damaligen Studenten, traf sich auch mit dem in Südfrankreich lebenden Pablo Picasso. Dieser habe sich für das Vorhaben interessiert gezeigt, aber dann doch kein Bild gestiftet, berichtete Larramendi der Zeitung.

"Man sah die ETA damals anders als heute", betonte der Baske. "In Spanien herrschte damals eine Diktatur. Der Kampf der baskischen Bevölkerung gegen das Regime stieß auf große Sympathien." Insgesamt seien 18 Werke renommierter Künstler zusammengetragen worden. Ein bewaffnetes ETA-Mitglied habe die Bilder im Herbst 1970 abgeholt. Seither fehle von ihnen jede Spur. Die Zeitung vermutete, dass nach einer Aufspaltung der ETA eine der drei Fraktionen die Kunstwerke für sich behielt und später verkaufte.

Die ETA kämpft für einen unabhängigen baskischen Staat. Sie legte auch nach der Wiedereinführung der Demokratie in Spanien die Waffen nicht nieder. Später wurde sie von der Europäischen Union und den USA als Terror-Organisation eingestuft. Die von der EU bewirkte Relativierung von Nationalstaatlichkeit und die offenen Grenzen zum französischen Baskenland zeigten ihre Wirkung: Vor knapp einem Jahr erklärte die ETA einen "definitiven" Gewaltverzicht. (APA, 24.9.2012)