Witzewilderer auf fremdem biologischem Terrain: Heinz Oberhummer, Martin Puntigam und Werner Gruber (v. li.).

Foto: H. Tiefenthaler

Wien - Ein Wissenschaftskabarettist müsste man sein. Dann könnte man sich auch etwas irreführende Überschriften wie "Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln" leisten. Unter diesen Titel stellten die Science Busters ihr neues Programm, das am Dienstag im Wiener Rabenhoftheater Premiere hatte - und einen zwiespältigen Eindruck hinterließ.

Der rührte nicht zuletzt daher, dass der emeritierte theoretische Physiker Heinz Oberhummer, der Physikdidaktiker Werner Gruber und der Kabarettist Martin Puntigam ihr angestammtes Revier der Physikvermittlung oft verließen und sich auf medizinisch-biologisches Terrain vorwagten. Und dort hatte der tierische Spaß mitunter seine Grenzen.

So etwa begann Gruber seinen vollmundigen Auftritt im Pluralis Majestatis zum Thema Burnout und Depression, was nicht nur nicht besonders lustig, sondern stellenweise recht ärgerlich war. Etwa wenn der geschätzte 200-Kilo-Mann - eh nur im Spaß? - Psychopharmaka und allen voran das medizinisch noch lange nicht restlos erforschte Lithium kategorisch zum einzigen Gegenmittel erklärte. Längen hatte auch die titelgebende Episode, mit der die Science Busters die Forschungen von Nobelpreisträger Eric Kandel zusammenfassten, der an der Meeresschnecke Aplysia die Grundprinzipien unseres Gedächtnisses entdeckte - "Gedankenlesen" geht etwas anders.

Unterhaltsamer gerieten Oberhummers atheistisch gefärbte Bemerkungen über den Speiseplan der Kirchenmäuse ("Spinnweben, Staub, Schuppen der Kirchgänger") oder über die Jagdtechnik des Pistolenkrebses. Am spaßigsten aber waren Puntigams Zwischenbemerkungen, ein Feuerwerk an Schlagfertigkeit und Pornografienachhilfe. Und auch das Ende fiel pyrotechnisch versöhnlich aus: als die beiden Physiker das Verhalten des Bombardierkäfers nachstellten. (tasch/DER STANDARD, 20. 9. 2012)