Früher war einmal die Tastatur. Heute sind es Multi-Touch-Screens, die etwa Benutzer von iPads die abgespeicherten Fotos und geladenen Karten leicht - mit dem Auseinanderziehen von nur zwei Fingern - vergrößern und verkleinern lassen. Was danach kommt, lässt sich wohl am besten mit jenen klären, die diese Realität leben: der jungen Generation.

"Festgefahrene Erfahrungen der Wissenschafter" sollen durch die Zugänge der Jugendlichen ergänzt werden, schilderte Roland Stelzer von der Österreichischen Gesellschaft für innovative Computerwissenschaften (INNOC) den Ansatz für sein neues Projekt.

In Kooperation mit der Technischen Universität Wien und mit jungen Leuten will er "neuartige Benutzerschnittstellen zum Computer" erforschen und weiterentwickeln. Über Erfahrungen mit derartigen Schülerprojekten berichteten Stelzer und andere Forscher bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Sparkling Science Kongresses am Montag in Wien.

Geschichtsbilder verändern

Die Sichtweise von Schülern könne Wissenschafter inspirieren - und manchmal auch Lösungswege für ein Problem aufzeigen, so die Teilnehmer. Wie Schüler aber "Forscher und Beforschte" zugleich sein können, schilderte der Historiker Dirk Rupnow von der Universität Innsbruck: Mit aktiver Unterstützung sowie der Exper tise der Jugendlichen wurde beforscht, wie sich Geschichtsbilder von Schülern über den Nationalsozialismus und Holocaust unter dem Einfluss von Migration verändern.

Dabei haben die Jungforscher Aspekte eingebracht, "die wir vielleicht herausgelassen hätten". Auch Rupnows neues Projekt zur Arbeitsmigration in Hall in Tirol seit den 1960er-Jahren folgt dem Ansatz: "Wenn man gesellschaftliche Veränderungen erforschen will, dann sind Schüler Experten." Anja Christanell vom Österreichischen Institut für Nachhaltige Entwicklung betonte die internationale Ausrichtung als einen Faktor, der das Interesse der Jugendlichen an ihrem Schülerprojekt noch einmal größer werden ließ.

Fragen darüber, wie Jugendliche leben, kommunizieren und konsumieren, wurden dabei mit jungen Leuten aus Österreich, Japan und Kamerun erarbeitet. So wünscht sich Christanell auch eine noch stärkere internationale Ausrichtung des Förderprogramms "Sparkling Science". Das Programm des Wissenschaftsministeriums, das vom Österreichischen Austauschdienst OeAD abgewickelt wird, unterstützt seit 2007 Projekte, die den Nachwuchs der Forschung näherbringen. Bisher wurden 209 Projekte bewilligt, knapp über die Hälfte ist beendet. Die bereits abgeschlossene vierte Ausschreibungsrunde 2012 und die für 2013 geplante Ausschreibung sind mit sechs Millionen Euro budgetiert.

Uni und Schule verzahnen

Die Zusammenarbeit zwischen Unis und Schulen wäre durch eine Flexibilisierung des schulischen Betriebs leichter, waren sich die Diskussionsteilnehmer einig. Es gehe auch darum, sagt INNOC-Geschäftsführer Roland Stelzer, beide Systeme möglichst gut "zu verzahnen" und die Kooperation etwa im Rahmen von "Freifächern" und außerhalb der Schulzeit zu suchen - also Möglichkeiten, die das Schulsystem jetzt schon bietet, zu nutzen. (ly/DER STANDARD, 19.9.2012)